Projektbeschreibung
MILA schafft Zugang zu gutem Essen für alle, die miteinander in einem Mitmach-Supermarkt gemeinsam wirtschaften und mitbestimmen wollen. MILA bietet im Supermarkt Lebensmittel in hoher Qualität zu leistbaren Preisen an, da die Einkaufenden als Mitglieder der Genossenschaft alle vier Wochen ehrenamtlich drei Stunden im Markt mitarbeiten. Der Supermarkt bietet ein Vollsortiment. Rund 80 Prozent von Obst und Gemüse ist Bio und wird aus der Region bezogen. MILA steht zudem für ein gutes gesellschaftliches Miteinander und sieht sich als Beitrag zur Ernährungssouveränität.
Anlass und Hintergrund
MILA will den Lebensmitteleinzelhandel neu denken – solidarisch, nachhaltig und demokratisch. Der Beteiligungsprozess wurde von MILA Mitmach-Supermarkt selbst angestoßen. Miteinbezogen wurden unterschiedlichste Gruppen: Konsument:innen, Produzent:innen, Nachbar:innen und Engagierte aus der zivilgesellschaftlichen Bewegung für Ernährungssouveränität. Ausgangspunkt war die Vision, nicht nur einen Supermarkt, sondern eine selbstverwaltete Struktur zu schaffen, in der alle mitgestalten können – mit dem Ziel, gutes Essen für alle zugänglich zu machen.
Ziel(e)
Ziel war es, eine konkrete Alternative zum konventionellen Supermarkt zu schaffen: leistbar, ökologisch, mitbestimmt. Dafür sollten Menschen nicht nur als Kund:innen, sondern als aktive Mitgestalter:innen (Mitglieder) gewonnen werden. Die ökonomische Teilhabe, demokratische Entscheidungsfindung und soziale Inklusion standen im Zentrum. Der Supermarkt sollte strukturell zugänglich, finanziell tragfähig und ökologisch verantwortungsvoll gestaltet werden – für alle, die mitgestalten wollen.
Prozessdesign und Ablauf
Von Anfang an wurde auf partizipative Methoden gesetzt – einer offenen Gründungsveranstaltung im Jänner 2020, Arbeitsgruppen und einer testweisen Umsetzung im MILA Minimarkt. Die Gründung der Genossenschaft 2023 war ein wichtiger Meilenstein. Entscheidungen wurden demokratisch getroffen, Inputs aus der Mitgliedschaft laufend integriert. Der Standortentscheid, Umbauplanung und Mitgliederkampagnen wurden gemeinschaftlich gestaltet. Laufend wurden neue Formen der Zusammenarbeit erprobt – mit dem Ziel, im Oktober 2025 den MILA Mitmach-Supermarkt zu eröffnen.
Ergebnisse und (erste) Umsetzungen
Der Beteiligungsprozess hat über 1.200 Menschen motiviert, sich aktiv an MILA zu beteiligen – als Mitglieder und damit Miteigentümer:innen und Mitgestalter:innen. Etwa 300 Menschen haben darüber hinaus MILA mitfinanziert in Form von Direktkrediten oder Crowdfunding. Mit der Gründung der Genossenschaft, dem erfolgreichen Betrieb des Minimarkts und der Standortfixierung wurde ein stabiles Fundament geschaffen. Der Supermarkt ist seit Oktober 2025 in Betrieb. Strukturen für Mitbestimmung (z.B. bei Sortimentsgestaltung, in Arbeitsgruppen, bei Befragungen, in den Mitgliederversammlungen), inklusive Mitarbeit (z.B. Buddy-Schichten, Einkaufshilfe) und solidarische Finanzierung (z.B. Soli-Topf) sind etabliert. MILA zeigt: gelebte Partizipation kann ein alternatives Wirtschaftsmodell ermöglichen – konkret, alltagstauglich und zugänglich.
MILA wurde für den ÖGUT-Umweltpreis 2025 in der Kategorie „Partizipation und zivilgesellschaftliches Engagement – Bottom Up“ nominiert.
Warum es sinnvoll war, mit Beteiligung zu arbeiten
Die Beteiligung der Mitglieder hat MILA entscheidend geprägt – inhaltlich, organisatorisch und praktisch. Im Minimarkt haben Mitglieder z.B. das Warenwirtschaftssystem mitentwickelt, die Kassensysteme getestet und Abläufe wie Mindesthaltbarkeits-Kontrolle oder Nachschlichten gestaltet. Diese Erfahrungen fließen direkt in den neuen Supermarkt ein. Auch beim Umbau des Standorts brachten Mitglieder ihr Fachwissen ein – von Architektur über Barrierefreiheit bis Energieversorgung. So wurden nicht nur bessere Lösungen gefunden, sondern auch ein starkes Verantwortungsgefühl geschaffen. Die Beteiligung hat MILA effizienter, inklusiver und zukunftsfähiger gemacht. Die aktive Beteiligung der Mitglieder war zentral für die Entwicklung von MILA – vom Sortiment bis zur sozialen Infrastruktur. Mitglieder gestalten das Sortiment maßgeblich über eine digitale und analoge Sortiments-Mappe für Vorschläge. Auch wichtige inklusive Strukturen wie das Buddy-System, der Soli-Topf für finanzielle Unterstützung und die Einkaufshilfe für Menschen mit Unterstützungsbedarf wurden von Mitgliedern initiiert und umgesetzt.
Erfahrungen zum Weitergeben / Lessons Learned
MILA würde ohne Beteiligung nicht existieren – sie war von Anfang an die Grundlage für alles. Entscheidungen wurden nicht über Köpfe hinweg getroffen, sondern gemeinsam erarbeitet. Das braucht Zeit, Geduld und gute Moderation – zahlt sich aber aus: Prozesse werden tragfähiger, Lösungen kreativer, das Engagement langfristiger. Besonders wirkungsvoll war, früh reale Erfahrungsräume zu schaffen – wie den Minimarkt –, in denen Beteiligung nicht nur gedacht, sondern gelebt wurde. Wichtig ist auch Verantwortung zu teilen: Mitglieder wollen nicht „abgeholt“, sondern ernst genommen und eingebunden werden. Partizipation ist kein Extra – sie ist das Fundament für nachhaltige Veränderung.
Auftraggeber:in
MILA wurde von seinen Gründer:innen bottom up gestartet.
Prozessbegleitung und -beratung
Die gesamte Prozessbegleitung kam aus den eigenen Reihen – von engagierten Mitgliedern, die Erfahrung in Moderation, Organisationsentwicklung oder partizipativer Gestaltung mitbrachten. Arbeitsgruppen organisierten Treffen, entwickelten Beteiligungsformate und sorgten für transparente Kommunikation. Der Beteiligungsprozess war damit nicht „von außen gesteuert“, sondern tief im Projekt selbst verankert – getragen vom Wissen und Engagement derjenigen, die MILA mit aufbauen.
Kosten und Finanzierung
Der Beteiligungsprozess war Teil des regulären Aufbaus von MILA – dafür gab es kein eigenes externes Budget. Workshops, Treffen oder Befragungen wurden meist von Mitgliedern organisiert und durchgeführt. Einzelne Elemente, etwa gezielte Formate zur Einbindung bestimmter Zielgruppen, konnten punktuell über Projektförderungen finanziert werden (z.B. über den Digifonds oder den Klima- und Energiefonds). Insgesamt wurde Beteiligung als integrierter Teil der Genossenschaftsentwicklung verstanden – nicht als Zusatz, sondern als Grundprinzip.
Publikationen und Links zu diesem Verfahren
Links
Downloads zum Thema
Ansprechpartner:in
Brigitte Reisenberger
Vivenotgasse 29
1120 Wien



