Methode

Community of Practice (Gemeinschaft von Lernenden)

ANZAHL DER BETEILIGTEN
Kleine Gruppe (bis ca. 15 Personen)
Mittlere Gruppen (ca. 15-30 Personen)
DAUER DER DURCHFÜHRUNG
1 Tag bis max. 1 Woche
Einige Wochen
Einige Monate

Je nach Gruppengröße 1 bis 3 Stunden
STUFE DER BETEILIGUNG
Information
Konsultation
Mitbestimmung
FORM DER BETEILIGUNG
Analog
Digital
ZWECK DER DURCHFÜHRUNG
Informieren, Diskussion starten, Gemeinsam planen und entwickeln, Problem / Feld analysieren, Meinungen / Reaktionen einholen, Längerfristig zusammenarbeiten, Vernetzen
FÜR KONFLIKT GEEIGNET
Nein

Allgemein

Die folgende Methodenbeschreibung bezieht sich auf den Einsatz von Communitys of Practice (CoP) im Bereich von Partizipation und nachhaltiger Entwicklung und grenzt sich damit dezidiert ab vom Verständnis der CoP als Wissensmanagementmethode in Unternehmen.

Ziel einer Community of Practice (CoP) ist es, zu einer konkreten Herausforderung, einem praktischen Handlungsfeld für einen begrenzten Zeitraum eine Gemeinschaft von Miteinander- und Voneinander-Lernenden zu bilden. Anliegen werden gemeinschaftlich in den Blick gefasst, das je unterschiedliche Ausgangswissen der Teilnehmer:innen wird in der Gruppe geteilt, Lösungswege werden erprobt und Erfahrungsberichte ausgetauscht. CoPs werden bottom up organisiert und basieren auf Selbstorganisation und Freiwilligkeit.

Das Kernteam einer Community of Practice besteht neben der/dem Initiator:in aus folgenden „Funktions„-Träger:innen:

  • „Gemeinschaftspflegende„: laden zu den Meetings ein, kümmern sich um geeignete Räumlichkeit und Verpflegung
  • „Außenminister:innen„: kümmern sich um Kontakte zu relevanten Stakeholdern, die man als Informationsgeber:innen für die CoP braucht
  • Agenda-Verantwortliche: erstellen Tagesordnung, moderieren die Treffen
  • „Chronist:innen„: dokumentieren die Meetings, erstellen Protokolle, kontrollieren die Einhaltung des ursprünglich vereinbarten CoP-Zwecks und -Ziels

Je nach Größe der Kernteams können diese Aufgaben natürlich auch zusammengelegt oder geteilt werden. Gemeinsam kümmern sich die Mitglieder zu Beginn um ein „Purpose Statement„ (klare Definition des Zwecks der CoP) und in weiterer Folge um Pflege und Ausbau der Lerngemeinschaft, Aufsetzen einer Meetingstruktur etc.

Der Begriff „Community of Practice„ wurde von den Sozialforscher:innen Jean Lave und Étienne Wenger etabliert. Sie wiesen nach, dass eine wesentliche Grundlage für Lernen und Wissenserwerb die Teilnahme an einer Gemeinschaft ist. Wirkungsvolles Lernen gelingt nicht allein kognitiv, sondern es braucht dafür auch eine sichere Struktur sozialer Beziehungen.

Ablauf

Ausgangspunkt einer Community of Practice ist eine Herausforderung, vor der mehrere Menschen gleichzeitig stehen. Z. B.: Wie können wir in unserer Region Erneuerbare Energiegemeinschaften begründen? Oder: Wie gehen wir in unserem Grätzel, Bezirk oder Stadtteil die Dekarbonisierung unserer Einfamilienhäuser an?

1.

Einberufung der CoP durch Initiator:in

Initiator:in einer CoP kann grundsätzlich jeder Mensch sein, der eine Herausforderung erkennt und gemeinsam mit anderen dafür Lösungs- und Bearbeitungswege finden will. Im ersten Schritt sucht die/der Initiator:in weitere Interessierte. Das kann über soziale Medien passieren, einem Aufruf in der Gemeindezeitung, durch persönliche Ansprache von Menschen im Umfeld oder – abhängig vom beruflichen Tätigkeitsfeld – auch über eigene Medien und Netzwerke wie Newsletter oder Vereine.

2.

Bildung eines Kernteams

Das Kernteam einer CoP sollte inklusive Initiator:in aus zumindest drei Personen bestehen. Es kümmert sich um:

  • Klare Definition von Zweck und Ziel der Community of Practice: Was wollen wir warum bis wann mit wem miteinander erreicht/gelernt haben?
  • Entwicklung eines „Purpose Statement„ (Zweckerklärung)
  • Rollenaufteilung innerhalb des Kernteams klären (siehe Aufzählung weiter oben zu Funktionsträger:innen innerhalb einer CoP)
  • Festlegen der Meeting-Struktur: In welchem Rhythmus machen Treffen Sinn – wöchentlich, monatlich?
  • Aufsetzen und Pflege der Community: Suchen und Finden von Mit-Lernenden, Netzwerkarbeit, Erstellen eines CoP-Verteilers
  • Vorbereitung der Meetings: Tagesordnung, Schwerpunktsetzung
3.

Einberufung CoP-Meetings

  • Ersteinladung durch Initiator:in mit klarer Darlegung von Zweck und Ziel dieser Community of Practice („Purpose Statement„)
  • Einberufung aller weiteren Meetings: Im Ermessen der CoP selbst bzw. des Kernteams
4.

Ergebnisse

Eine Community of Practice ist dann erfolgreich abgeschlossen, wenn die Teilnehmer:innen mehrheitlich der Ansicht sind, dass der zu Beginn definierte Zweck erfüllt worden ist.  Die Teilnehmer:innen verlassen eine CoP mit:

  • erweitertem Erfahrungsschatz und neuem Know-How
  • neuer Umsetzungskompetenz (z. B.: „Jetzt weiß ich, wie ich das angehe mit der Erneuerbaren Energiegemeinschaft mit meinen Nachbar:innen!„)
  • erweitertem Informationsnetzwerk („Jetzt weiß ich, wen ich ansprechen kann, wenn ich wieder vor diesem oder jenem Problem stehe!„)

 

 

Organisatorisches

  • CoP-Meetings können in Präsenz oder online stattfinden.
  • Eine CoP ist thematisch und zeitlich begrenzt. Sobald der (Lern-)Zweck erfüllt ist, löst sie sich wieder auf.
  • Über einen wie langen Zeitraum sich eine Community of Practice trifft, entscheiden Initiator:innen, Kernteam bzw. die ganze Gruppe autonom. Es kann sein, dass bereits ein einziges Treffen ausreichend ist, andere CoPs erstrecken sich über mehrere Monate hinweg.

Zu beachten

Folgende Eigenschaften unterscheiden CoPs von anderen Organisationsformen:

  • Freiwilligkeit: Rollenverteilung und Teilnahme an der Lerngemeinschaft erfolgen freiwillig.
  • Vertrauen: Um auf eine gute und tiefe Weise, von- und miteinander zu lernen, braucht es eine (be-)urteilungsfreie Atmosphäre, damit auch Misserfolge und Scheitern zur Sprache kommen können. Es sind gerade die anscheinend „schlechten„ Erfahrungen, in denen oft das größte Lernpotenzial liegt.
  • Selbstorganisation
  • Thematische und zeitliche Begrenzung
  • eine geteilte Praxis (= vor einer gleichen Problemlage stehen, im selben Beruf mit gleicher Herausforderung stehen etc.)

Nicht geeignet für

Die Methode ist nicht geeignet zur Konfliktlösung.


Weiterführende Informationen