Allgemein
In einer Aktivierenden Befragung werden Bürger:innen nach ihren Meinungen und Einstellungen gefragt und gleichzeitig dazu angeregt und ermutigt, für ihre Interessen einzutreten und bei der Entwicklung von Lösungen in ihrem Wohnumfeld mitzuwirken. Die Befragung ist dabei unkompliziert und offen gehalten. Gleichzeitig ermöglicht diese Methode, Informationen über geplante Vorhaben zu vermitteln und auf mögliche, kritische Positionen zu reagieren.
Ablauf
In der Vorbereitungsphase muss zunächst umfassend geklärt werden, was mit der Befragung erreicht werden soll, wie mit den Ergebnissen weitergearbeitet werden soll sowie welche Informationen und Daten zusätzlich erhoben werden sollen. Auch geht es darum, das Gebiet, in dem die Befragung durchgeführt wird, besser kennen zu lernen. Dafür können in einer Voruntersuchung Gespräche mit Schlüsselpersonen und Bewohner:innen geführt, statistische Daten ausgewertet und Beobachtungen durchgeführt werden.
Die eigentliche Befragung wird schriftlich angekündigt und erfolgt persönlich durch geschulte und sozial kompetente Interviewer:innen auf der Basis eines Interviewleitfadens mit offenen Fragen. Ziel ist es, die Ängste, Wünsche und Sorgen der Bewohner:innen herauszufinden (z.B.: „Wie finden Sie es hier? Was gefällt Ihnen? Was stört Sie?“). Gleichzeitig werden aber auch eigene Lösungsvorschläge der Bürger:innen erfragt (z.B.: „Was würden Sie ändern wollen, wenn Sie entscheiden könnten? Haben Sie Ideen, wie das gehen könnte?“) sowie ihr Interesse an einer Mitwirkung bei der Umsetzung der Ideen (z.B.: „Sind Sie bereit dafür etwas zu tun? Haben Sie Interesse zu einer Bewohner:innenversammlung zu kommen?“).
Am Beginn der Befragung werden die Ziele erläutert und klargestellt, zu welchem Zweck diese Interviews geführt werden. Es ist nicht ratsam „verdeckte Ziele“ zu verfolgen.
Die Ergebnisse der Befragung werden ausgewertet und den Bewohner:innen, mit dem Ziel, Umsetzungsschritte zu definieren, vorgestellt. Alle Interessierten werden zur Weiterarbeit eingeladen, Formen der Mitarbeit definiert und Aktionsgruppen gebildet. Diese Aktionsgruppen sollten bei weiteren Schritten professionell begleitet werden.
Organisatorisches
- Der Aufwand ist aufgrund der personellen und zeitlichen Ressourcen für Vorbereitung, Durchführung und Auswertung der Befragung sowie nachfolgender Begleitung erheblich. Daher sollte vor der Befragung geklärt werden, ob diese Kapazitäten gegeben sind. Es sollte in jedem Fall vermieden werden, dass nach der Befragung keine Taten folgen.
- Für die Durchführung (ohne die Vorbereitung) sollte ein Zeitraum von 3 bis 6 Wochen eingeplant werden.
- Ein Gespräch dauert zwischen einer und mehreren Stunden. Es findet in der Regel (nach Vorankündigung) zuhause bei den Befragten statt. Es kann aber auch im öffentlichen Raum durchgeführt werden, z.B. an Orten an denen sich die Menschen alltäglich aufhalten.
Zu beachten
- Bei Aktivierenden Befragungen handelt es sich – anders als bei den meisten konventionellen Befragungen – nicht um einmalige Aktionen. Aktivierende Befragungen sind vielmehr der Startschuss für einen längerfristigen Prozess und erfordern eine dementsprechende Organisation und Durchführung.
- Die Befragten müssen mit ihren Anliegen ernst genommen werden und es muss die Absicht bestehen, ihre Anliegen auch umzusetzen.
- Die Ergebnisse der Befragung sollten öffentlich gemacht werden.
Nicht geeignet für
- Diese Methode ist nicht geeignet, wenn kein ernsthaftes Interesse besteht mit den Ergebnissen der Befragung weiterzuarbeiten.
- Diese Methode ist nicht geeignet um Menschen zu einem vorher definierten Ziel zu bewegen.
Weiterführende Informationen
Literatur
Autor*innen: Richers, H. , Hg. von Stiftung Mitarbeit und ÖGUT, Bonn
Erscheinungsdatum: 2018
ISBN: 978-3-941143-36-4
Autor*innen: Lüttringhaus, M. & Richers, H.
Erscheinungsdatum: 2019
ISBN: 978-3-928053-82-2
Autor*innen: Kollmann, G. et al.
Erscheinungsdatum: 2003
ISBN: 978-3890195513