Methode

Community Organizing

ANZAHL DER BETEILIGTEN
Größere Gruppen (ab ca. 30 Personen)

Unbegrenzt
DAUER DER DURCHFÜHRUNG
Einige Monate
STUFE DER BETEILIGUNG
Mitbestimmung
FORM DER BETEILIGUNG
Analog
Digital
ZWECK DER DURCHFÜHRUNG
Diskussion starten, Gemeinsam planen und entwickeln, Problem / Feld analysieren, Meinungen / Reaktionen einholen, Längerfristig zusammenarbeiten, Aktivieren, Vernetzen
FÜR KONFLIKT GEEIGNET
Nein

Allgemein

Community Organizing ist eine auf Dauer angelegte Organisation von Bürger:innenengagement in Stadtteilen, Städten oder Regionen. Durch den Aufbau einer Beziehungskultur und durch gemeinsames Handeln tragen Einwohner:innen zur Lösung von Problemen in ihrem Umfeld bei. Community Organizing ist den Prinzipien von Demokratie, Selbstbestimmung und mitbestimmender Teilhabe verpflichtet.

Es wurde in den 1930er Jahren in den USA entwickelt und wird bis heute in vielen Formen praktiziert und weiterentwickelt. Community Organizing ist nicht „nur“ Methode, sondern auch eine Strategie und gelebte Philosophie.

Ablauf

Der Community Organizing Prozess umfasst im wesentlichen vier Schritte:

1.

Zuhören

In dieser Phase geht es darum, mit den Betroffenen eines Themas/Projekts ins Gespräch zu kommen. Es werden v.a. Einzelgespräche geführt um Vertrauen aufzubauen. So werden Missstände, Ärgernisse und gewünschte Veränderungen identifiziert.

2.

Planen

Im nächsten Schritt kommen Menschen zusammen und diskutieren und erarbeiten gemeinsam mögliche Lösungen. Sie identifizieren die Personen und Institutionen, welche gewünschte Lösungen beeinflussen bzw. herbeiführen können.

3.

Aktiv werden

Daraus werden Aktionen abgeleitet und durchgeführt, z.B. die Kontaktaufnahme und Verhandlung mit den Verantwortlichen oder auch aufmerksamkeitserzeugende Aktionen im öffentlichen Raum.

4.

Auswerten

Die Aktionen werden „zuhörend“ ausgewertet und weitere Planung und Aktionen daraus abgeleitet.

Der sich erweiternde, immer wieder adaptierte und veränderte Durchlauf dieses Aktionskreislaufs ermöglicht es, große, dauerhaft handlungsfähige, demokratische Gruppen aufzubauen. Diese sind in der Lage sich um weitere Probleme, Bedürfnisse und Wünsche zu kümmern.

Organisatorisches

Es braucht mehrere Jahre um eine funktionierende Bürger:innenorganisation aufzubauen und ebenfalls mehrere Jahre für die längerfristige, wirkungsvolle Umsetzung. Dafür braucht es eine Person – den:die Organizer – die den Prozess vorantreibt, viele Gespräche führt, strategisch versiert ist, sich aber auch zurücknimmt. Er:sie unterstützt und stärkt die Selbstorganisationsfähigkeiten der Menschen. Die Finanzierung des:der Organizers muss sichergestellt sein.

Finanzielle Mittel müssen akquiriert werden. Die Unabhängigkeit von staatlichen Geldern ist hier wünschenswert und verlangt neue Erfahrungen und ein neues Selbstbewusstsein hinsichtlich des Akquirierens anderer Ressourcen.

Nach Sondierungsgespräche geht es darum Menschen und Gruppen für die Plattform sowie beständige Förderer:innen zu gewinnen. Wenn eine „kritische Masse“ an Menschen bzw. Gruppen erreicht ist, gründet sich die Plattform mit einer großen öffentlichen Veranstaltung.

Zu beachten

  • Beim Community Organizing werden bewusst Menschen unterschiedlicher Herkunft und Interessen angesprochen, um eine möglichst große Vielfalt an Sichtweisen einzubinden und eine möglichst breite Basis zu schaffen.
  • Der Aufbau einer Bürger:innenorganisation sollte idealerweise nur in Gang gebracht werden, wenn genügend Ressourcen vorhanden sind, um langfristiges Arbeiten zu gewährleisten.
  • Es geht darum, Verhandlungsmacht „auf gleicher Augenhöhe“ neben etablierten Entscheidungsstrukturen (z.B. Kommunalpolitik und –verwaltung) aufzubauen.
  • Der Aufbau von Beziehungen braucht Zeit; es ist eine vernünftige Balance zu finden zwischen einer stabilen (zwischenmenschlichen) Grundlage und dem Bedürfnis der Menschen nach Aktionen und fühlbaren Erfolgen.
  • Entscheidungsstrukturen innerhalb von Bürger:innenorganisationen sollten transparent sein und die Mitbestimmung für alle Mitglieder ermöglichen.
  • Die Frage der unabhängigen Finanzierung ist zwar sehr wichtig, aber nicht allein entscheidend dafür, ob Community Organizing in Projekten der Stadtteil- und Gemeinwesenarbeit umgesetzt werden kann. Der erfolgreiche Aufbau einer handlungsfähigen, starken zivilgesellschaftlichen Organisationen, hängt auch von anderen Faktoren ab, wie z.B. der professionellen Begleitung durch eine:n Organizer, der Offenheit des:der Geldgeber:in für Selbstorganisation, oder auch zusätzlichen eigenständigen Finanzmitteln der Gruppe

Weiterführende Informationen