Methode

Dynamic Facilitation

ANZAHL DER BETEILIGTEN
Kleine Gruppe (bis ca. 15 Personen)
Mittlere Gruppen (ca. 15-30 Personen)
DAUER DER DURCHFÜHRUNG
Weniger als 1 Tag
STUFE DER BETEILIGUNG
Mitbestimmung
FORM DER BETEILIGUNG
Analog
ZWECK DER DURCHFÜHRUNG
Diskussion starten, Gemeinsam planen und entwickeln, Problem / Feld analysieren, Meinungen / Reaktionen einholen, Längerfristig zusammenarbeiten, Konflikt lösen
FÜR KONFLIKT GEEIGNET
Ja

Allgemein

Dynamic Facilitation ist eine offen moderierte Gruppendiskussion mit einer flexiblen Anzahl von Teilnehmer:innen, idealerweise zwischen 8 und 20. Die Methode baut auf die Kreativität der Teilnehmer:innen für eine Lösungsfindung auf und distanziert sich dabei bewusst von konventionellen, linearen Moderationsstrukturen. Dynamic Facilitation eignet sich insbesondere bei Fragestellungen, bei denen bereits die Problemdefinition, die möglichen Lösungen und die Bedenken gegen diese Lösungen Emotionen bei den Teilnehmenden hervorrufen. Die Methode wird vielfach in der Organisations- und Unternehmensberatung angewendet, kann jedoch auch auf andere Bereiche übertragen werden.

Besondere Anwendung findet Dynamic Facilitation in der Methode Wisdom Council. Sie geht auf den US-Amerikaner Jim Rough zurück.

Ablauf

Vier Plakatwände werden mit den folgenden Überschriften betitelt: 
• Herausforderungen / Fragen
• Lösungen / Ideen
• Bedenken / Einwände
• Informationen / Sichtweisen

Unter dem Stichwort „Herausforderungen / Fragen“ werden Aussagen gesammelt, die das zu lösende Problem beschreiben. Diese werden als Fragen formuliert: „Wie können wir xy erreichen?“

Auf dem Plakat mit dem Titel „Lösungen / Ideen“ werden alle genannten Lösungen geschrieben, unabhängig davon, auf welches der formulierten Probleme und Fragestellungen sie sich beziehen.

Bei den „Bedenken / Einwände“ werden jene Befürchtungen gesammelt, die zu den bereits bestehenden Lösungsvorschlägen formuliert wurden.

Wichtig ist dabei die klare Trennung auf zwei unterschiedlichen Plakatwänden: Die Lösung erhält durch die räumliche Trennung keine negative Bewertung; gleichzeitig werden die Bedenken jedoch anerkannt und der emotionalen Komponente Rechnung getragen.

Alle weiteren Äußerungen, Fakten, Informationen und Beobachtungen, die von den Teilnehmer:innen geäußert werden, kommen auf die Liste „Informationen und Sichtweisen“. Es spielt keine Rolle, ob die hier benannten Punkte der Wahrheit entsprechen oder falsch sind. 

1.

Während des gesamten Prozesses schreibt der:die Moderator:in auf allen vier Wänden mit.

2.

Wenn alle Probleme, Lösungsvorschläge, Bedenken und sonstigen Anmerkungen, die die Teilnehmer:innen bereits in den Prozess mit hineingetragen haben, benannt und auf den Tafeln visualisiert worden sind, setzt eine gewisse „Leere“ in der Diskussion ein. Es ist nun möglich, sich aus der „Verhaftung der Gedanken“ zu lösen und es entsteht offener Raum für etwas Neues. Nun tritt das schöpferische und kreative Potenzial innerhalb der Gruppe zutage.

3.

Treten dennoch zu einem späten Zeitpunkt neue Probleme, Bedenken o. Ä. auf, werden diese ebenfalls auf den Plakatwänden gesammelt.

4.

Das Ziel ist nicht, eine alternative Lösung A, B oder C zu finden. In Dynamic Facilitation geht es eher darum, einen gemeinsamen kreativen Durchbruch zu erlangen, der auch die Spannung innerhalb der Gruppe löst und von allen als richtiger Lösungsweg empfunden wird.

Zu beachten

  • Wenn klar ist, dass nur ein begrenzter Zeitrahmen zur Verfügung steht, kann die Methode zwar angewendet werden, es ist jedoch möglich, dass es nicht zu einem kreativen Durchbruch kommt. In diesem Fall muss abschließend auf konventionellem Wege eine Entscheidungsfindung durchgeführt werden. 
  • Alle Teilnehmer:innen sollten während des gesamten Moderationsprozesses anwesend sein. 

Nicht geeignet für

Nicht geeignet für das Finden von sachlichen und emotional nicht belasteten Lösungen. Dafür sind andere Kreativitätsmethoden passender, wie z. B. Brainstorming.


Weiterführende Informationen

Praxisbeispiele

Workshop Teilnehmer:innen sitzen im Kreis

Bürger:innenrat Klima-Zukunft

Mit der Frage „Wie kann ein gemeinsames Herangehen an die große Herausforderung der Klimakrise in Vorarlberg gelingen?“ diskutierten 20 Vorarlbergerinnen und Vorarlberger in einem Bürger:innenrat wie sich Bevölkerung und Politik […]
Flipchart: Gesundheitsförderung

Partizipativer Strategieprozess Zukunft Gesundheitsförderung

Im partizipativen Strategieprozess Zukunft Gesundheitsförderung wurden Perspektiven der Bevölkerung, von Expertinnen und Experten, Stakeholder:innen relevanter Praxisfelder und von Akteur:innen aus der Politik zur Zukunft der Gesundheitsförderung in Österreich umfassend und […]
Flipchart: Fragestellung Faire Wahlen_broell.cc, Land Vorarlberg

Bürger:innenrat „Faire Wahlen”

14 ausgewählte Bürgerinnen und Bürger aus ganz Vorarlberg kamen für ein Wochenende zusammen um folgende Frage zu diskutieren: „Wie können ein fairer Wahlprozess und eine hohe Wahlbeteiligung gelingen?“. Es wurden […]
Jugendrat Vöcklabruck 2021

Jugendrat Vöcklabruck

Der Jugendrat ist ein innovatives Beteiligungsformat, das es jungen Menschen ermöglicht, sich rasch und unkompliziert mit lokalen Themen zu beschäftigen. Gemeinsam werden in der Gruppe Herausforderungen formuliert und konstruktive Lösungen […]
Triestingtaler BürgerInnenrat

Triestingtaler Bürger:innenrat

Der 1. Triestingtaler Bürger:innenrat war eine Aktivität im Rahmen des ETZ-Projekts BeFoRe „Ausgestaltung von regionalen Beteiligungsprozessen mit dem Fokus globale Verantwortung in ländlichen Pilotregionen für Europa“. Tätigkeiten dazu fanden im […]
Sulzberger BürgerInnenrat (c)

Sulzberger Bürger:innenrat

Die >> Gemeinde Sulzberg in Vorarlberg steht vor wichtigen Entscheidungen und möchte im Zuge des Gemeindeentwicklungsprozesses die Jugend verstärkt beteiligen. Die Jugendlichen sollen sich durch einen >> Bürger:innen-Rat bzw. Jugendrat beratschlagen und in den […]
Ein Grätzl stellt die Weichen

„Ein Grätzl stellt die Weichen„ Bürger:innenbeteiligung – Leitbild Nordbahnhof

Der ehemalige Nordbahnhof im 2. Wiener Gemeindebezirk ist eine der größten und bedeutendsten innerstädtischen Entwicklungszonen. Bis circa 2025 soll auf dem 85 Hektar großen Gelände ein neues urbanes Viertel mit […]