Umsetzung Ergebnisse

Eine Bewohnerin setzt Pflanzen in ein Bodenbeet. © tatwort
Begrünungsmaßnahme im Rahmen eines Beteiligungsprojekts © tatwort

Wirksamkeit garantieren

Beteiligung ist kein Selbstzweck, sondern will etwas erreichen. Die Ziele von Beteiligungsprozessen müssen klar definiert werden und es braucht eine genaue Planung, wie mit den Ergebnissen umgegangen wird. Beides muss bereits in der Einladung zum Beteiligungsprozess an die potenziellen Teilnehmer:innen kommuniziert werden. Warum das wichtig ist:

  • Herstellen von Transparenz und Vertrauen: Wenn Ziele und Umgang mit Ergebnissen klar ausgewiesen werden, können Teilnehmer:innen darauf vertrauen, dass es keine „hidden agenda“, keine verborgenen Zwecke des Beteiligungsprozesses gibt und dass ihre Teilnahme nicht wirkungslos bleibt.
  • Respekt vor der Zeit und Energie der Teilnehmer:innen: Menschen, die an Beteiligungsprozessen teilnehmen, tun das in der Regel unbezahlt und mit hohem Engagement. Nichts enttäuscht Teilnehmer:innen nachhaltiger als der Eindruck, dass sie ihre Zeit „umsonst“ investiert haben, dass „nichts herausschaut“ aus einem Beteiligungsprojekt, dass all die gefundenen Ideen oder Lösungsvorschläge für ein Problem in Schubladen verschwinden und nichts damit gemacht wird.
  • Erwartungsmanagement: Zu Beginn jedes Beteiligungsprozesses muss Teilnehmer:innen vermittelt werden, was sie als Ergebnis des Prozesses erwarten können und was nicht. Das ist einerseits wichtig, um Enttäuschungen vorzubeugen, andererseits, um sich als Initiator:in von Partizipation selbst immer wieder in die Pflicht zu nehmen. So können Teilnehmer:innen z. B. in den seltensten Fällen umgehende Gesetzesänderungen als Folge eines Beteiligungsprozesses erwarten. Sie können aber meist sehr wohl erwarten, dass die Ergebnisse des Prozesses einem politischen Gremium (Gemeinderat, Landtag etc.) vorgelegt und dort diskutiert werden oder sogar zu einer Abstimmung gelangen.
  • Selbstverpflichtung: Durch die klare Kommunikation von Zielen und des geplanten Umgangs mit Ergebnissen verpflichten sich die Initiator:innen von Beteiligungsprozessen selbst. Sie geben sich eine „Messlatte“ mit auf dem Weg, mit deren Hilfe sie den Erfolg ihres Projekts immer wieder abschätzen können.
  • Ressourcenmanagement: Nur wenn von Beginn an bedacht wird, wie man mit Ergebnissen von Beteiligungsprozessen umgehen will, kann man auch entsprechende Ressourcen dafür einplanen:
    Die Ergebnisse sollen allen politischen Mandatar:innen eines Bezirks oder einer Gemeinde zugänglich gemacht werden? Dann muss dafür zumindest eine Aussendung, besser noch eine eigene Veranstaltung eingeplant werden, deren Durchführung entsprechende finanzielle und personelle Ressourcen braucht.
    Es ist von vornherein klar, dass die Ergebnisse eines Beteiligungsprozesses bauliche und andere infrastrukturelle Maßnahmen nach sich ziehen könnten (z. B. zur Verkehrsberuhigung oder zur Begrünung)? Dann muss von Beginn an gesichert sein, dass auch Budget dafür vorhanden ist.

Beteiligungsprozesse, bei denen keine Vorkehrungen getroffen werden, um verlässlich Wirksamkeit zu garantieren, führen leider oft zu sehr enttäuschten Teilnehmer:innen, die nur mehr schwer dafür gewonnen werden können, erneut ihr Know-how und ihr Engagement für das Gemeinwesen einzubringen. Diese Enttäuschungen gilt es zu vermeiden.

Für Umsetzungen sorgen

Es gibt wenig, dass Teilnehmer:innen von Beteiligungsprozessen mit größerer Freude und Zufriedenheit erfüllt, als die Umsetzung von Ergebnissen mitzuerleben oder auch hier (nochmals) beteiligt zu sein. Vor allem bei Bürger:innenbudget-Projekten ist die Umsetzung ein inhärenter Bestandteil der partizipativen Methodik, die von fortschrittlichen Kommunen daher gerne verwendet wird. Schon vor Beginn des Beteiligungsprozesses wird dabei von der Gemeinde oder Stadt ein Geldbetrag definiert, der für die Umsetzung von Projektideen zur Verfügung steht. Im Idealfall wird auch ein zeitlicher Rahmen vorgegeben, bis zu dem eine Biodiversitäts-Initiative oder die Verkehrsberuhigung eines Schulvorplatzes oder die Einrichtung einer Cooling-Zone abgeschlossen sein soll.

Um für die Umsetzung der Ergebnisse partizipativer Verfahren sorgen zu können, gilt es u. a. Folgendes zu beachten:

  • Darauf schauen, dass die Ergebnisse des Beteiligungsprozesses nicht über den Wirkungs- und Kompetenzbereich der Initiator:innen hinausragen: Eine Gemeinde hat z. B. keine Möglichkeit, auf Bundesgesetze Einfluss zu nehmen. Es ist eine wesentliche Aufgabe von Prozessbegleiter:innen, darauf zu achten, dass Ergebnisse auch tatsächlich im Bereich des Umsetzbaren bleiben.
  • Für ausreichende finanzielle und personelle Ressourcen sorgen: Für die Umsetzung muss budgetär vorgesorgt werden, es müssen aber z. B. in einer Gemeinde auch ausreichend Mitarbeiter:innen bzw. Personalstunden bereitstehen – sowohl für Umsetzungen selbst, aber auch für die Koordination von Freiwilligen (s.u.).
    Wichtig: Die Umsetzung der Ergebnisse eines Beteiligungsprozesses darf nichts „Zusätzliches“ sein, das für ohnehin bereits ausgelastete Mitarbeiter:innen in der Verwaltung Mehrarbeit bedeutet.
  • Bereits während des partizipativen Prozesses unter den Teilnehmer:innen „Kümmerer“ und „Patinnen“ nominieren – also Freiwillige, die bereit sind, für einen bestimmten Teil der Ergebnisse Verantwortung zu übernehmen und die Umsetzung zu begleiten.
  • Evaluierung einplanen: Die Einplanung einer Evaluierung des Beteiligungsprozesses sollte integraler Bestandteil jedes partizipativen Projekts sein. Bereits üblich ist es, die Inklusivität eines Prozesses unter die Lupe zu nehmen (Einladungsmanagement, Diversität der Teilnehmer:innen etc.) oder die Einstellungen und Zufriedenheit der Teilnehmer:innen (z. B. durch Befragungen vor und nach der Beteiligung).
    Noch weniger verbreitet, aber wünschenswert sind Evaluierungen in zeitlichem Abstand zum Beteiligungsprozess um zu prüfen, ob Ergebnisse bereits in konkrete Umsetzungen gemündet sind.

An der Umsetzung der Ergebnisse eines partizipativen Prozesses wird schlussendlich von der Öffentlichkeit auch Sinn und Wert der Beteiligung gemessen. Daher ist es wichtig, dieser Phase genauso viel Aufmerksamkeit und ausreichend Ressourcen zu geben wie der Gestaltung des Beteiligungsprozesses selbst.