Praxisbeispiel

MEI MEIDLING – Klima-Grätzl zum Mitmachen

Menschen sitzen am Meidlinger Platzl
Klimagrätzlfest, Copyright: Mei Meidling
Praxisbeispiel_MeiMeidling
134 kB | pdf

Projektbeschreibung

MEI MEIDLING ist eine bottom-up Initiative engagierter Anrainer:innen, die ihren unmittelbaren Lebensraum pro-aktiv mitgestalten und gemeinsam mit den Marktstandler:innen zu einem klimafitten Grätzl entwickeln wollen. Durch unterschiedliche partizipative Formate (niederschwellig bis Expert:innen) und die Kommunikation in verschiedenen Kanälen (analog und digital) werden die vielfältigen Nutzer:innengruppen im Grätzl angesprochen und damit Bewusstsein für dringend nötige Klimawandelanpassungen geschaffen.

Anlass und Hintergrund

Im ersten Corona Lockdown 2020 trat die mangelnde Aufenthaltsqualität des öffentlichen Raums markant in Erscheinung. Die Schanigärten, Bundesgärten, Kinderspielplätze, etc. waren geschlossen, der angrenzende Hermann-Leopoldi-Park ist eine staubige Wüste. Wo geht man also hin, wenn man in einer klassischen Wiener Altbauwohnung lebt, ohne Balkon und ohne Terrasse. Zudem liegen die durchschnittlichen Wohnungsgrößen in Meidling deutlich unter dem Wiener Durchschnitt.

Aus diesem Grund haben die beiden Initiator:innen, Sigrid Mayer und Helmut Telefont, begonnen eine Vision für das Grätzl zu entwickeln. Was wäre, wenn das Grätzl rund um den Meidlinger Markt klimafit wäre?

Ziel(e)

Der Verein MEI MEIDLING – Das partizipative Klima-Grätzl hat die Aufwertung des Grätzls, die Steigerung der Aufenthaltsqualität im öffentlichen Raum, die Entwicklung und Umsetzung von Klimawandelanpassungs-Maßnahmen und damit auch die Belebung der lokalen Wirtschaft zum Ziel.

Der Verein möchte Bewusstsein für diese dringend nötigen Veränderungen schaffen und versteht sich als Ideen- und Kommunikationsplattform für Anrainer:innen, Besucher:innen, Wirtschaftstreibende, Expert:innen und sonstige Interessierte, denen die Entwicklung des Grätzls ein Anliegen ist. 

Prozessdesign und Ablauf

Im Rahmen des Projekts wurden vielfältige Methoden angewandt und auch laufend angepasst:

  • Sammlung von Zahlen, Daten, Fakten zum Grätzl und den konkreten Klimaverhältnissen.
  • Visualisierung der Zukunftsvision – fotorealistische Darstellungen der Ideen für das Grätzl, um neue Betrachtungsweisen auf die gewohnte Umgebung anzubieten und die eigene Fantasie anzuregen.
  • Temporäre Begrünung und Möblierung des öffentlichen Raums.
  • Erstellung von Präsentationen, Mappen zum Durchblättern, großflächigen Bannern im öffentlichen Raum.
  • Start einer Website, Bespielung von Facebook und Instagram (ab 2020).
  • Start der Klima-Grätzl Post, einem monatlichen Newsletter (ab 2022).
  • Zugehend auf Menschen, hunderte Gespräche,
  • Bereitstellung von Ideenkarten, auf denen Ideen skizziert oder beschrieben werden können.
  • u.v.m.

Alle bisher durchgeführten Maßnahmen und Aktivitäten fanden ausschließlich im öffentlichen Raum, direkt im Grätzl statt, bei jedem Wetter! Im ersten Jahr wurden sehr niederschwellige Maßnahmen gesetzt, die ab dem zweiten Jahr dann erweitert und weiter professionalisiert wurden.

Beispielhafte Maßnahmen

  • 1. Klima-Grätzl Fest 2020: Ein Tag, Bespielung von zwei Parklets, keine Straßensperre erlaubt.
  • 2. Klima-Grätzl Fest 2021: Zwei Tage, zwei Gassen für den Verkehr gesperrt, Umleitung einer Einbahn. Zahlreiche Stände der BV, MAs, etc.
  • 3. und 4. Klima-Grätzl Fest & Symposium 2022 und 2023
  • 2020: Temporäre Begrünung und Möblierung von zwei Parklets (u.a. mit Photovoltaik Paneel zum Handyladen)
  • 2021: Bau von Grätzloasen, die zu kleinen Nachbarschaftszentren geworden sind, inkl. Winteraufstellung.
  • Monatliche offene Grätzl-Treffen, die auf allen Kanälen angekündigt und auch durch kleine Aushänge auf den Haustüren angekündigt werden.

Ergebnisse des Beteiligungsprozesses

  • Durch die unterschiedlichen Formate werden immer mehr Menschen aus dem Grätzl erreicht, die sich dem Verein anschließen und auch ihre Mitarbeit anbieten.
  • Das Wort „Nachbarschaft“ hat für viele eine neue Bedeutung bekommen, neue Gesichter bekommen und viele wunderbare Geschichten zu erzählen.
  • Der Bezirksvorsteher von Meidling hat die Vision und vielfältigen Ideen der Initiative aufgenommen und einen Bürger:innen-Beteiligungsprozess gestartet. Nach zwei Veranstaltungen zeigt sich ein klares Bild: die Anrainer:innen wünschen sich deutlich mehr Begrünung, weniger Parkplätze und Durchfahrtsverkehr, echte Wohnstraßen und mehr Verkehrssicherheit.
  • Ein Teilprojekt, das aktuell in Bearbeitung ist, ist das FFG-Sondierungsprojekt MEIDLINGER „L“ – Klimawandelanpassungen im baulichen Bestand, an der Schnittstelle von öffentlichem und privatem Raum. Gefördert vom Bundesministerium für Klimaschutz. In Zusammenarbeit mit einem hochkarätigem Konsortium unter Beteiligung der Stadt Wien.

Erfahrungen zum Weitergeben / Lessons learned

Was den bisherigen Erfahrungen nach hilft:

  • Wir sind nicht gegen etwas oder gegen jemanden, sondern arbeiten immer für unser gemeinsames Ziel. Wir kommunizieren immer sachlich, fair und unabhängig.
  • Wir machen es dadurch unseren Gesprächspartner:innen etwas leichter mit uns zu kommunizieren und auf manch ungewöhnliche Idee einzugehen.
  • Auf diese Weise konnten wir bereits sehr viel erreichen und breite Aufmerksamkeit und auch Akzeptanz erlangen.
  • Eine lebendige und ideenreiche Initiative braucht einige wenige Leute, die beständig und sehr engagiert dran bleiben, die Interessierten koordinieren, die Organisation von Treffen und Veranstaltungen machen und auch die laufende Kommunikation nach außen betreuen.

Auftraggeber:in

Die Initiatorin und Anrainerin DI Sigrid Mayer hat den Prozess initiiert und den Verein MEI MEIDLING – Das Klima-Grätzl zum Mitmachen gegründet. Sie ist mit ihrer Firma EIGENSINN – Veränderung RAUM geben seither das Mastermind und wesentlicher Motor des gesamten Prozesses.

Die einzelnen Maßnahmen im öffentlichen Raum werden in enger Abstimmung mit der Bezirksvorstehung, Gebietsbetreuung GB* und entsprechenden Magistratischen Dienststellen durchgeführt.

Prozessbegleitung und -beratung

Firma EIGENSINN – Veränderung RAUM geben

Kosten und Finanzierung

Der Prozess finanziert sich aus privaten Spendergeldern, wenigen Förderungen und überwiegend freiwilliger Arbeit unterschiedlicher Personengruppen.



Ansprechpartner:in

Initiatorin und Mastermind

Sigrid Mayer

EIGENSINN – Veränderung RAUM geben
Rosaliagasse 7/7
1120 Wien
+43 699 19204347