Praxisbeispiel

Bürger:innenrat Klima-Zukunft

Workshop Teilnehmer:innen sitzen im Kreis
Klima-Zukunft Vorarlberg - Workshop beim Bürger:innenrat. Fotorechte: Nina Bröll

Projektbeschreibung

Mit der Frage „Wie kann ein gemeinsames Herangehen an die große Herausforderung der Klimakrise in Vorarlberg gelingen?“ diskutierten 20 Vorarlbergerinnen und Vorarlberger in einem Bürger:innenrat wie sich Bevölkerung und Politik gegenseitig im Kampf gegen die Klimakrise unterstützen können. Erarbeitet wurden Empfehlungen zu 6 Themenfeldern, die beim Bürger:innencafé öffentlich präsentiert und Vertreter:innen der Politik übergeben wurden.

Anlass und Hintergrund

Die Klimakrise ist eine der größten Herausforderungen unserer Zeit. Bereits im Juli 2019 hat Vorarlberg den Klimanotstand ausgerufen. Mit diesem Beschluss wurden Regierung und Verwaltungen beauftragt, Maßnahmen auszuarbeiten, die über den derzeitigen Stand hinausgehen und versuchen, auf jeder Ebene das 1,5-Grad Ziel des Pariser Klimaabkommens zu erreichen. Im Frühjahr dieses Jahres sammelte eine Initiativgruppe die erforderlichen tausend Unterschriften aus der Bevölkerung und initiierte somit diesen landesweiten Bürgerrat. Dazu wurden via Zufallsauswahl Bürgerinnen und Bürger aus ganz Vorarlberg eingeladen.

Ziel(e)

Die Teilnehmenden des Bürger:innenrats vereint die Sorge um die Klima-Zukunft und es ist allen ein großes Anliegen unseren Lebensraum für künftige Generationen lebenswert zu erhalten. Die Fragen „Wie kann ein gemeinsames Herangehen an die große Herausforderung der Klimakrise in Vorarlberg gelingen? Wo braucht die Politik uns? Wo brauchen wir die Politik?“ wurden gemeinsam erörtert.

Der Bürger:innenrat sollte ein beispielgebender Prozess zum Thema Klima-Zukunft sein, Ideen und konkrete Vorschläge zur Klima-Zukunft in Vorarlberg liefern, neue sowie bestehende Maßnahmen rundum Klimaschutz stärken und in die Umsetzung bringen, bei den Teilnehmenden Bewusstsein bilden, sowie die öffentliche Meinung für das Thema sensibilisieren.

Prozessdesign und Ablauf

Der Bürger:innenratsprozess gliedert sich in vier Prozessschritte und mündet in dem Beschluss der Dokumentation durch die Landesregierung.

1.

Bürger:innenrat

Nach einem internen Kick-Off und der Organisation startet der Prozess mit dem Eineinhalbtägigen Bürger:innenrat, bei dem sich 20 zufällig gewählte Bürgerinnen und Bürger intensiv mit dem Thema Klima-Zukunft beschäftigten. Der Bürger:innenrat wurde mit der Methode Dynamic Facilitation moderiert.

2.

Bürgercafé

Die Ergebnisse wurden von den Teilnehmenden des Bürgerrates öffentlich bei dem Bürgercafé präsentiert. Rund 100 Personen, darunter Landeshauptmann Markus Wallner, nahmen an der Veranstaltung teil, tauschten sich über die Kernthemen aus und reicherten die Ergebnisse durch weitere Perspektiven an.

3.

Resonanzgruppe

Wie auch beim Kick-off wurden relevante Stakeholder und Vertreter:innen des Bürger:innenrats zum Treffen der Resonanzgruppe eingeladen. Ziel ist die Ergebnisse auf ihre Verwertbarkeit und Umsetzbarkeit zu prüfen sowie Anknüpfungsmöglichkeiten sichtbar zu machen.

4.

Rückmeldung der Landesregierung

Die Ergebnisse der vorherigen Prozessschritte werden in einer Dokumentation gesammelt und den Teilnehmenden sowie der Landesregierung vorgelegt. Die Landesregierung behandelt die übermittelten Vorschläge. Im Anschluss erhalten die Bürger:innen eine Rückmeldung darüber, wie mit den Ergebnissen umgegangen wird.

Ergebnisse des Beteiligungsprozesses

Es wurden Ideen und konkrete Vorschläge zur Klima-Zukunft in Vorarlberg von den Teilnehmenden gemeinsam erarbeitet und in einer Dokumentation zusammengefasst. Sie formulierten auch das Narrativ „Mut zur verantwortungsbewussten Unbequemlichkeit: Jetzt oder nie! Klimakrise als Brücke und Verbindung zu Gemeinschaft statt Spaltung und Polarisierung“, sowie konkrete Empfehlungen zu folgenden Themenfeldern:

  • Bewusstsein wecken / Sensibilisierung / Bildung
  • Belohnung & Anreiz
  • Umgang mit Ressourcen
  • Mobilität
  • Globaler Rahmen
  • Rolle von Politik & Beteiligung

Zudem wurden die Ergebnisse des Bürger:innenrates und des Bürger:innencafés auf der Plattform vorarlberg.mitdenken.online dargestellt und zu 12 Erkenntnissen zusammengeführt. Diese Ergebnisse wurden von der Landesregierung geprüft und in bestehende Maßnahmen eingepflegt bzw. für die Erarbeitung neuer Maßnahmen herangezogen. Eine öffentliche Rückmeldung ist auf https://vorarlberg.at/buergerrat zu lesen.   

Zudem wurde bei den Teilnehmenden Bewusstsein geschaffen und durch die öffentliche Diskussion und breite Berichterstattung wurde die Bevölkerung für das Thema sensibilisiert.

Erfahrungen zum Weitergeben / Lessons learned

Der Bürgerrat Klima-Zukunft zeigte wieder einmal deutlich, wie gut und effektiv Menschen mit verschiedensten Hintergründen zusammenarbeiten können, und wie wirksam so ein Gruppenprozess ist. Die Rückmeldungen der Teilnehmenden waren sehr positiv und es wurde bestätigt, dass durch den Bürgerrat bereits einige Verhaltensänderungen inspiriert wurden. Lessons learned für die Organisation sind:

  • Um eine möglichst diverse Gruppe an Menschen zusammen zu bringen, braucht es zielgruppenspezifische Einladungen und eine inklusive Veranstaltungsplanung. Verschiedene Menschen benötigen verschiedene Rahmenbedingungen, um an einem Beteiligungsprozess auch wirklich teilnehmen zu können.
  • Damit eine möglichst große Zufriedenheit mit den Ergebnissen erreicht werden kann, muss genügend Zeit für die gemeinsame Verdichtung eingeplant werden.
  • Bei zwei (parallel arbeitenden) Bürger:innenratsgruppen ist die Zusammenführung der Ergebnisse schwierig und kann zu Unzufriedenheit bei den Teilnehmer:innen führen. Es wäre möglich, die beiden Gruppen als zwei Ergebnisse zu präsentieren und insbesondere die Gemeinsamkeiten als gemeinsamer Nenner und zentrale Botschaften herauszuarbeiten.

Auftraggeber:in

Landeshauptmann Markus Wallner, Vorarlberger Landesregierung

Prozessbegleitung und -beratung

Annemarie Felder, Semih Morel, Martina Eisendle und Florian Oberforcher,
Büro für Freiwilliges Engagement und Beteiligung

Kosten und Finanzierung

Finanzierung: Land Vorarlberg,
Kosten: Begleitforschung: EUR 5000,- Moderation und Begleitung: EUR 11400,-, Raum und Verpflegung: EUR 4000,-, Begleitung Fotografin und Videoteam: EUR 3700,-



Ansprechpartner:in

Leiter des Büros für Freiwilliges Engagement und Beteiligung

Michael Lederer

Büro für Freiwilliges Engagement und Beteiligung
Jahnstraße 13-15
6900 Bregenz
+43 5574 511 20605