Praxisbeispiel

Gemma’s an – Unsere Gemeinde von morgen

Gemma's an - Bürger:innenversammlung in St. Georgen am Kreischberg, (c) ISK
Gemma's an - Bürger:innenversammlung in St. Georgen am Kreischberg, (c) ISK
ISK_Gemma's an _ Unsere Gemeinde von Morgen
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Projektbeschreibung

Die politisch Verantwortlichen der Gemeinde St. Georgen am Kreischberg haben sich für die Ausarbeitung eines gesamthaften Gemeinde- und Standortentwicklungskonzepts entschieden. Das Vorhaben wurde mit dem ISK Institut für Standort-, Regional- und Kommunalentwicklung umgesetzt, zu dessen Methodik die möglichst breite Einbindung eines repräsentativen Querschnitts der Bevölkerung gehört.

Anlass und Hintergrund

Gemeinden sollten sich die Frage stellen, wie sie künftig ihre gesamthafte Gemeinde-, Standort- und Wirtschaftsentwicklung gezielt selbst in die Hand können und wo sie in fünf, sieben oder zehn Jahren stehen wollen. Dabei ist es wichtig, diese Entwicklung als Prozess zu verstehen, der unter Miteinbezug möglichst vieler Kräfte der Gemeinde gemeinsam eingeleitet und gestaltet werden sollte. Gerade dies kann unter Einbezug der Bürger:innen sehr effizient und wirksam erfolgen.

Es ist in der Regel auch ein Prozess, der die Gemeinde als Ganzes, ihre Kultur und Energie sowie ihre Sozialisation stärkt und verbessert. „Wir leisten uns den Luxus“, selbst über unsere Zukunft nachzudenken und selbst zu entscheiden, wohin sich unsere Gemeinde entwickeln soll.

Am Schluss steht nicht nur ein Konzept, sondern ein ausführlicher Maßnahmen und Aktionsplan, der klar vorgibt, was von wem und mit welchen Mitteln bis wann zu tun ist. Während des ganzen Prozesses wird darauf geachtet, dass die gefundenen Themen und Ergebnisse am Ende nicht nur auf dem Papier stehen, sondern auch umgesetzt werden können – angepasst an die Größe und die finanziellen Möglichkeiten einer Gemeinde.

Ziel(e)

Ziel des Prozesses war es, strategische Standort- und Gemeindeentwicklung als integrativen Bestandteil der Gemeindepolitik in St. Georgen am Kreischberg zu verankern und wegzukommen von „Anlasspolitik“. Die Gemeinde wollte ihre weitere Entwicklung gezielt selbst in die Hand nehmen und die Bevölkerung dabei einbinden.

Prozessdesign und Ablauf

Im Rahmen des vom ISK Institut für Standort-, Regional- und Kommunalentwicklung moderierten und begleiteten Gemeinde- und Standortentwicklungsprozesses wurden in diversen Workshops, Beratungen und Abstimmungen mit der Steuerungsgruppe und Workshopgruppe, Literatureinsichten sowie Recherchen vor Ort und Informationen aus Gesprächen mit unterschiedlichsten Repräsentant:innen aus St. Georgen am Kreischberg die Grundlagen für das Standort- und Gemeindeentwicklungskonzept erarbeitet.

Der Prozess bestand aus folgenden Bausteinen:

  • Bestandsaufnahme und umfassende Analyse der Gemeinde St. Georgen am Kreischberg
  • Bürger:innenbeteiligung: Auftaktveranstaltung, Online-Befragung, Workshops mit Bürger:innen, Open- Space-Veranstaltung, Präsentation Masterplan
  • Laufende Abstimmungen und Beratungen mit der Steuerungsgruppe
  • Gemeinsame Erarbeitung von acht Handlungsfeldern
  • Ausarbeitung von Handlungsempfehlungen und Maßnahmen zur Umsetzung der kommunalen Ziele

Die Teilnehmer:innen der verschiedenen Workshops setzten sich aus gewählten Mandatar:innen, Mitgliedern der Gemeindeverwaltung, Vertreter:innen aus Wirtschaft, Gastronomie, Handel, Kultur, Bildung, Landwirtschaft sowie einer heterogenen Gruppe von engagierten Bürger:innen der Gemeinde zusammen.

Die Workshops wurden vom ISK Institut für Standort-, Regional- und Kommunalentwicklung moderiert. Während des Prozesses kristallisierten folgende acht Handlungsfelder heraus, die von den Teilnehmer:innen als vorrangig relevant erachtet wurden.

  • Aktive Bodenpolitik und Flächenmanagement
  • Finanzen
  • Infrastruktur
  • Verkehr, Straßen und Wege
  • Tourismus und Eigennutzung
  • Gemeindekommunikation
  • Entwicklung der Ortsteile und Ortszentren
  • Kinder, Familie und Gesundheit

Diese Handlungsfelder wurden in weiterer Folge mit konkreten und umsetzbaren Maßnahmen hinterlegt.

Ergebnisse und (erste) Umsetzungen

Konkret wurden bisher folgende, im Beteiligungsprozess erarbeitete Maßnahmen umgesetzt:

  • Entwicklung und Implementierung des Wohn- und Bodenservice St. Georgen
  • Bildung einer Arbeitsgruppe der Gemeinde als integrativer Bestandteil der Gemeindepolitik und Verwaltung, die sich um die finanziellen und touristischen Interessen und deren Zusammenarbeit kümmert
  • Festlegung zur Ausarbeitung eines gesamthaften Verkehrs- und Mobilitätskonzepts
  • Aufbau einer professionellen Gemeindekommunikation
  • Festlegung zur Ausarbeitung eines ortsräumlichen Entwicklungskonzepts
  • Bildung der Arbeitsgruppe „Kinder- und familienfreundliche Gemeinde“
  • Bildung der Arbeitsgruppe „Gemeinsam g’sund“
  • Abhaltung der ersten Gesundheitsmesse in der Kreischberghalle

Warum es sinnvoll war, mit Beteiligung zu arbeiten

Die Einbindung der Bevölkerung führt zu einem stärkeren Bekenntnis zur lokalen Politik, die Bevölkerung bringt sich dadurch auch stärker in den politischen Diskurs ein.

Erfahrungen zum Weitergeben / Lessons Learned

Gemeinden stehen vor der Frage, inwieweit sie ihre künftige Entwicklung gezielt selbst in die Hand nehmen wollen und sich den Luxus leisten darüber nachzudenken, wie und in welche Richtung sich ihre Kommune entwickeln kann und soll. Natürlich kann die Zukunft auch dem Zufall überlassen werden und man kann in „verwaltender Weise“ davon ausgehen, dass alles von einer „übergeordneten, lenkenden Hand“ wie von selbst erledigt wird. Das ist einfacher, bequemer, verlangt deutlich weniger Engagement und politische Professionalität und ist wahrscheinlich deshalb in vielen Gemeinden auch die bevorzugte Methode.

Damit nehmen aber die politischen Entscheidungsträger:innen die ihnen von den Bürger:innen übertragene Verantwortung nicht vollumfänglich war. Denn in einer Kommune entstehen auch Kosten, indem man Dinge versäumt oder vernachlässigt. Vor „lauter Nicht-Wissen“, wie man die Entwicklung nachhaltig und wirksam angehen soll, wird dann eben nichts getan. Daraus resultiert dann aber noch ein weiteres Problem, das vielen politischen Mandatar:innen und Entscheidungsträger:innen nur zu gut bekannt ist: Nämlich der Umstand, dass ohne eine entsprechendes Entwicklungskonzept man ja eigentlich gar nicht so recht weiß, wo die „kommunale Reise“ hingehen soll.

Auftraggeber:in

Gemeinde St. Georgen am Kreischberg

Prozessbegleitung und -beratung

ISK Institut für Standort-, Regional- und Kommunalentwicklung aus Dornbirn, Vorarlberg

Kosten und Finanzierung

In Summe rund EUR 100.000,- brutto. Der Gemeindeentwicklungsprozess wurde von der Gemeinde St. Georgen am Kreischberg bezahlt. Dies hat wiederum Förderungen (u. a. LEADER) über die Holzwelt Murau lukrieren können.

Publikationen und Links zu diesem Verfahren


Ansprechpartner:in

Geschäftsführer, ISK Institut

Stefan Niederer

ISK Institut für Standort-, Regional- und Kommunalentwicklung, Johann-Georg-Ulmer-Straße 21, 6850 Dornbirn
+43-664 372 3727