Praxisbeispiel

ströme Energiegenossenschaft

viele Menschen drücken gemeinsam auf einen roten Buzzer und feiern damit die Inbetriebnahme der 1. ströme PV-Anlage
Inbetriebnahme der 1. PV-Anlage (c) Helena Wimmer
Praxisbeispiel_ströme
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LAND / BUNDESLAND
Österreich/ Oberösterreich / Steyr
DAUER
Jänner bis Oktober 2023: Vorprojekt
Die ströme Energiegenossenschaft ist seit 2024 operativ tätig.

Projektbeschreibung

Ströme wurde am 10. Oktober 2023 von 36 engagierten Bürger:innen in Steyr gegründet – getragen von der Überzeugung, dass die Energiewende nicht von oben verordnet, sondern von unten gestaltet werden muss. Ströme projektiert und errichtet Photovoltaikanlagen mit dem Geld von Bürger:innen und liefert den erzeugten Strom an Bürger:innen und Firmen in der Region.

Anlass und Hintergrund

Anders als viele bestehende Energiegemeinschaften setzt Ströme auf ein gemeinschaftliches Eigentumsmodell. Die errichteten Photovoltaikanlagen bleiben im Besitz der Genossenschaft – die Mitglieder sind somit echte Miteigentümer:innen und keine bloßen Strombezieher:innen. Dieses Modell schafft Stabilität, Sicherheit und Beteiligung mit Substanz: Jede Investition fördert nicht nur den Klimaschutz, sondern stärkt auch regionale Strukturen und das Vertrauen in gemeinsames Handeln.

Ziel(e)

Das Ziel der ströme Energiegenossenschaft: Erneuerbare Energie in Bürger:innenhand, transparent, demokratisch und unabhängig von Großinvestoren.

Prozessdesign und Ablauf

1.

Jänner bis Oktober 2023: Vorprojekt

Sondierung der möglichen Gesellschaftsformen unter Aufgabenteilung in ein Projektteam und ein Entscheidungsgremium, Entschluss zur Gründung einer Genossenschaft und Vorbereitung der Gründung durch ein Gründungsteam; Auswahl eines Revisionsverbands und Ausarbeitung der Satzung, Durchführung der Gründungsversammlung.

2.

Oktober 2023 – Dezember 2024:

Ausarbeitung von Geschäftsmodellen, Sicherung von zunächst drei Dachflächen sowie Vertragsausarbeitung.

3.

Jänner-Oktober 2025:

Erweiterung der Mitgliederbasis, Finanzierung, Projektierung, Bau und Inbetriebnahme von drei mittelgroßen Photovoltaikanlagen.

Ergebnisse und (erste) Umsetzungen

In weniger als zwei Jahren ist es gelungen, mit rein bürger:innengetragenen Investitionen drei Photovoltaikanlagen mit einer Modulleistung von zusammen 460 kWp zu errichten. Damit wird nicht nur CO₂ eingespart, sondern auch die regionale Wertschöpfung gestärkt, denn es wird bewusst auf heimische Installationsbetriebe und Komponenten gesetzt. Der Strom aus der ersten Anlage ist bei Baubeginn nahezu vollständig vergeben – ein starkes Zeichen des Vertrauens und der Akzeptanz.

Ströme wirkt über die Energieproduktion hinaus: Es verändert das Selbstverständnis der Bürger:innen, stärkt lokale Identität und inspiriert andere Gemeinden, ähnliche Modelle zu initiieren.

Ströme ist Nominierte des ÖGUT Umweltpreis 2025 in der Kategorie: „Bottom-up Partizipation und Zivilgesellschaftliches Engagement“.

Beschlussfassung zur Grünundung der ströme Energiegenossenschaft (c) Tobias Zachl

Warum es sinnvoll war, mit Beteiligung zu arbeiten

Partizipation ist Teil des Gründungsgedankens der ströme Energiegenossenschaft.

Darüber hinaus wird ein bislang einzigartiges Modell verfolgt: Der Vorauskauf ermöglicht es Mitgliedern, Strom für 20 Jahre zu einem Fixpreis von 12 Cent/kWh aus den PV-Anlagen zu beziehen – unabhängig von Marktschwankungen. Zudem können bereits ab 100 Euro Genossenschaftsanteile erworben werden. Dies ermöglicht einen sehr niederschwelligen Zugang.

Damit wird Energie nicht nur konsumiert, sondern neu gedacht – als kollektives Gut.

Die Kombination aus langfristiger Preisstabilität, echtem gemeinschaftlichem Eigentum und sozialer Teilhabe macht Ströme zu einem skalierbaren Zukunftsmodell für Bürger:innenenergie in ganz Österreich.

Erfahrungen zum Weitergeben / Lessons Learned

Die Gründung der Ströme Energiegenossenschaft hat gezeigt, dass Bürger:innenenergie klare Strukturen, gute Kommunikation und ein starkes Gemeinschaftsgefühl braucht.

Besonders wichtig war die frühzeitige Einbindung zukünftiger Mitglieder – schon in der Planungsphase, nicht erst bei der Umsetzung. So entstand Vertrauen und aus anfänglicher Zurückhaltung echte Begeisterung.

Ebenso entscheidend war, die rechtlichen und finanziellen Grundlagen von Beginn an professionell abzusichern. Für ehrenamtlich tätige Vorstände ist fachliche Unterstützung durch Revisionsverband, Steuer- und Rechtsberatung unverzichtbar, um Sicherheit und Verlässlichkeit zu gewährleisten.

Zudem hat sich gezeigt, dass einfache, verständliche Beteiligungsmodelle den Zugang erleichtern und das Vertrauen in gemeinschaftliche Energieprojekte stärken.

Auftraggeber:in

Die Initiative wurde von Bürger:innen bottom up gestartet.

Prozessbegleitung und -beratung

Weitgehende interne Durchführung durch den siebenköpfigen ehrenamtlichen Vorstand; spezifische rechtliche und wirtschaftliche Beratung durch Revisionsverband, Rechtsanwält:innen und Steuerberater:innen.

Kosten und Finanzierung

Die Kosten wurden großteils durch die Mitglieder aufgebracht, die in Geschäftsanteile und Stromvorauskauf investiert haben.

Publikationen und Links zu diesem Verfahren


Ansprechpartner:in

Sprecher des Vorstands

Philipp Hartl

ströme Energiegenossenschaft e.Gen.
Sierningerstraße 78
4400 Steyr
+43 676 3195388