Praxisbeispiel

Auszeichnung klimaaktiv Kompetenzpartner:innen: Collective Story Harvesting

klimaaktiv Auszeichnungsveranstaltung, Collective Story Harvesting, (c) klimaaktiv/ Mirjam Reither
klimaaktiv Auszeichnungsveranstaltung, Collective Story Harvesting, (c) klimaaktiv/ Mirjam Reither
Auszeichnung klimaaktiv KompetenzpartnerInnen_Collective Story Harvesting
210 kB | pdf
LAND / BUNDESLAND
Österreich, Wien
DAUER
inklusive Vorarbeit (Konzeption, Recherche, Briefing Storyteller etc.) und Dokumentation: 5 Monate

Projektbeschreibung

Im November 2023 fand eine Auszeichnungsveranstaltung für die sogenannten „klimaaktiv-Kompetenzpartner:innen“ (s.u.) statt, deren Herzstück ein Collective Story Harvesting war. Die Storyteller waren Menschen aus verschiedenen Berufsfeldern der Energie- und Wärmewende sowie der klimafreundlichen Planung und Entwicklung von Gebäuden, Siedlungen und Kommunen.

Anlass und Hintergrund

Österreichs größte nationale Klimaschutzinitiative namens „klimaaktiv“ verfolgt seit ihrer Gründung 2004 sehr umfassende Ziele. Ein Teil davon ist die Förderung von Aus- und Weiterbildungen im Bereich erneuerbarer Energien, nachhaltigem Bauen und Sanieren, klimafreundlicher Mobilität etc.
Menschen, die entsprechende Lehrgänge absolviert haben, werden regelmäßig als „klimaaktiv Kompetenzpartner:innen“ ausgezeichnet. Für die Auszeichnungsveranstaltung im November 2023 wollte das zuständige Ministerium (vertreten durch die Österreichische Energieagentur) eine neue Form der Würdigung erproben und beauftragte die ÖGUT – Österreichische Gesellschaft für Umwelt und Technik mit der Konzepterstellung. Bei dieser „Auszeichnungsveranstaltung 2.0“ sollten im Gegensatz zu früheren Veranstaltungen die Ausgezeichneten selbst mit ihren Geschichten mehr in den Fokus rücken.

Ziel(e)

  • Raum schaffen für die Geschichten der neuen klimaaktiv-Kompetenzpartner:innen, wobei vor allem ihre Motivation für ihr berufliches Tun in den Fokus gerückt werden sollte.
  • Anschauliche und lebendige Eindrücke vom Berufsbild und vom Berufsalltag der Absolvent:innen vermitteln.
  • Lust machen auf das Lernen von „green skills“.
  • Den Wissensstand zu „green jobs“ erhöhen.

Prozessdesign und Ablauf

Im Vorfeld der Auszeichnungsveranstaltung wurden Storyteller aus folgenden klimaaktiv-Ausbildungsbereichen bzw. aus dem damals neu zusammengestellten klimaaktiv-Expert:innenpool gesucht:

  • Soziale Energieberatung
  • Nachhaltiges Bauen
  • Wärmepumpentechnik
  • Energieberatung für Gemeinden (Klima- und Energiekonzepte, Ausbau erneuerbarer Energieversorgung etc.)
  • Heizen mit Biomasse

Über Empfehlungen der klimaaktiv-Bildungspartner:innen, durch Recherche und persönliche Gespräche wurden schlussendlich sieben Personen gefunden, die gebeten wurden, so konkret und praxisnah wie möglich eine Geschichte des Gelingens aus ihrem Berufsalltag zu erzählen. Den Storytellern wurden folgende Leitfragen für ihre Geschichte mitgegeben:

  • Was sind die größten Herausforderungen in Ihrem Berufsfeld?
  • Welches Projekt, welcher Auftrag ist Ihnen in besonders guter Erinnerung, weil es hier besonders gut geglückt ist, Herausforderungen zu meistern?
  • Was hat zur positiven Lösung/ zum guten Ausgang des Projekts beigetragen?
  • Wer oder was war hilfreich/ unterstützend auf dem Weg?
  • Welche Strategien/ Schritte waren wesentlich fürs Weiterkommen?
  • Was schätzen Sie an Ihrer Arbeit für den Klimaschutz und welche Botschaft möchten Sie den Branchen-Kolleg:innen besonders ans Herz legen?

Die Storyteller wurden in persönlichen Gesprächen vom Hostingteam beim „Bauen“ ihrer Geschichte (Erzählzeit: 20 min) unterstützt.

Für die Durchführung der Auszeichnungsveranstaltung mit rund 80 Teilnehmer:innen standen drei Stunden zur Verfügung, wobei ein Teil durch Ansprachen und einen fachlichen Impuls fix verplant war. Für das Collective Story Harvesting standen rund 100 Minuten zur Verfügung.

Am 16. November 2023 fand im Kleinen Haus der Kunst in Wien die feierliche Auszeichnung der neuen klimaaktiv Kompetenzpartner:innen im Storytelling-Format statt.

Nach einer kurzen Erklärung des Ablaufs und einer Einführung in die Methode des Collective Story Harvesting stellten die Storyteller auf der Bühne in jeweils 1 Minute vor, worum es im Kern in ihrer Geschichte ging. Sie fanden dafür griffige Überschriften wie z. B.: „Vom Fußabdruck zum Handabdruck – mein beruflicher Werdegang von der planenden Architektin zur Sustainability Expertin“, „Energiewende-Technik und Gesellschaftliche Akzeptanz: Aus zwei verschiedenen Zügen zwei Waggons im selben Zug machen“ oder „Von Neckenmarkt in den 90er Jahren bis zu Großwarasdorf in den 2020er Jahren. Stolpersteine und Erfolge in der Begleitung burgenländischer Gemeinden auf dem Weg der Energiewende“.

Die Teilnehmer:innen überlegten während der Umbau-Pause (von Kino-Bestuhlung zu Sesselkreisen), zu welchem Storyteller es sie zieht, und ordneten sich dann rasch den entsprechenden Kreisen zu.

Für die sieben Storyteller-Kreise wurden vorab sieben Co-Hosts eingebunden, welche die Arbeit in den Kleingruppen einleiteten. In jedem Kreis erhielten jeweils vier Teilnehmer:innen Fokusfragen und waren aufgefordert, speziell mit diesem „Ohr“ der Geschichte zuzuhören, die anderen Teilnehmer:innen konnten die Geschichte ohne Vorgabe auf sich wirken lassen. Die Fokusfragen lauteten:

  • I. Was ist das Problem bzw. das „Klimaschutz-Hinderliche“ im Arbeitsfeld des Erzählers/der Erzählerin?
  • II. Wie trägt der/die Erzähler:in zur Lösung des Problems bei? Wer oder was ist dabei noch hilfreich und unterstützend?
  • III. Was motiviert den/die Erzähler:in zu seinem/ihrem klimaschützenden Tun?
  • IV. Was lernen wir aus der Geschichte über die klimaaktive Arbeit der Zukunft?

Nachdem die Storyteller jeweils 20 Minuten ihre Geschichten erzählt hatten, spiegelten die Zuhörer:innen zurück, was sie daraus gehört und gelernt haben (ca. 30 min). Zuletzt wurden in einem gemeinsamen Abschluss Learnings der Gruppe festgehalten. Für eine länger andauernde Ernte in der Großgruppe fehlte leider die Zeit, weshalb am Ende im Plenum nur Blitzlichter aus den Sesselkreisen präsentiert werden konnten.

Ergebnisse des Beteiligungsprozesses

Die Neukonzeption der Veranstaltung mit Hilfe der Methode Collective Story Harvesting ermöglichte mehr Interaktion und Networking unter den Teilnehmer:innen, als das bei vergangenen Auszeichnungsveranstaltungen der Fall gewesen war. Die Teilnehmer:innen selbst hoben folgende Punkte hervor:

  • Aktivierung und „Mutivierung“ durch die Geschichten der Storyteller und den gemeinsamen Austausch dazu
  • Dialog auf Augenhöhe aller Beteiligter/ Aufhebung von Hierarchien
  • Nachhaltig wirksames Erlebnis (die für das Projekt verantwortlich zeichnende Österreichische Energieagentur berichtete von überdurchschnittlich vielen positiven Anrufen nach der Veranstaltung)

Erfahrungen zum Weitergeben / Lessons learned

Die Methode des Collective Story Harvesting erwies sich als sehr geeignet für eine „learning community“, als die sich die klimaaktiv-Gemeinschaft versteht. Allerdings ist der Recherche-Aufwand im Vorfeld nicht zu unterschätzen. Es war weniger einfach als gedacht, ausreichend Storyteller aus den unterschiedlichen Berufsfeldern zu finden.

Weiters erwies sich die Methode als sehr geeignet für eine zeitgemäße, partizipative Form der Würdigung besonderer Leistungen. Während bei vergleichbaren Veranstaltungen oft die hochrangigen Personen im Mittelpunkt stehen, welche die Auszeichnung verleihen, waren bei dieser „Auszeichnungsveranstaltung 2.0“ die Ausgezeichneten selbst am Wort und im Mittelpunkt. Das partizipative (Würdigungs-)Design wirkte auf die Teilnehmer:innen sowohl aktivierend als auch motivierend. Die Methode wurde auch als sehr Gemeinschafts-bildend und -stärkend wahrgenommen.

Mit einer Methode wie dem Collective Story Harvesting kann eine Veranstaltung zu einer Kraft-Tankstelle werden, die Teilnehmer:innen nachhaltig in Erinnerung bleibt und lange fortwirkt.

Auftraggeber:in

Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK) vertreten durch die Österreichische Energieagentur – Austrian Energy Agency (AEA)

Prozessbegleitung und -beratung

Österreichische Gesellschaft für Umwelt und Technik (ÖGUT), GesmbH – Barbara Ruhsmann und Maxie Riemenschneider

Kosten und Finanzierung

Die Kosten des Gesamtvorhabens beliefen sich auf € 14.770,- (exkl. Ust).



Ansprechpartner:in

Prozessbegleitung und Moderation

Mag. Barbara Ruhsmann

Hollandstraße 10/46, 1020 Wien
+43 1 315 63 93 – 21