Projektbeschreibung
Der Kindergemeinderat (KiGRa) der Landentwicklung Steiermark ist die offizielle Vertretung aller Kinder von 8–12 Jahren in ihrer Gemeinde. Kinder lernen spielerisch Verantwortung, entwickeln Ideen für ihre Gemeinde und setzen Projekte um. Sie erleben demokratische Entscheidungsprozesse, üben Mitbestimmung und stärken soziale Kompetenzen. Begleitete Workshops, die Wahl eines KiGRa-Bürgermeister:innen-Duos und die Einbindung der Gemeinde sichern Qualität und Wirkung.
Anlass und Hintergrund
Seit 2014 begleitet die Landentwicklung Steiermark den Aufbau von Kindergemeinderäten – beginnend in Krieglach –, um Kinder aktiv und altersgerecht in demokratische Prozesse einzubinden. Ziel ist, Kinder als relevante Akteur:innen wahrzunehmen, ihre Perspektiven in die Gemeindepolitik einzubeziehen und eine dauerhafte Beteiligungskultur aufzubauen. Der Prozess wird von der Landentwicklung Steiermark in enger Zusammenarbeit mit Gemeinden, Bürgermeister:innen und kommunalen Verantwortungsträger:innen initiiert und begleitet. Aus dem Pilotprojekt entwickelte sich ein österreichweites Erfolgsmodell: Heute sind bereits über 50 Gemeinden aktiv.
Im Mittelpunkt stehen spielerische, ressourcenorientierte Methoden, mit denen Kinder ihre Gemeinde entdecken, Ideen entwickeln und umsetzen. Der Prozess wird professionell begleitet durch thematische Workshops, die Wahl von Kinderbürgermeister:innen sowie das Coaching der lokalen Betreuer:innenteams vor Ort.
Ziel(e)
- Demokratiebildung, Stärkung sozialer Kompetenzen und Bindung an die Gemeinde.
- Kontinuierliche Beteiligung von Kindern an relevanten Entscheidungen („Gemeinde mit den Augen der Kinder sehen“).
- Generationenübergreifende Zusammenarbeit von Kindern, Eltern, Verwaltung und Politik – im Sinne lokaler Demokratie und Kinderrechte (UN-Kinderrechtskonvention).
Prozessdesign und Ablauf
Zur Information und Aktivierung gibt es eine Veranstaltung für Erwachsene sowie einen Auftakt in den Schulen, bei dem die Kinder über den Kindergemeinderat informiert werden.
Neben den Kindern sind der/die Bürgermeister:in sowie Personen aus Gemeinderat oder Verwaltung beteiligt.
In mehreren aufeinander aufbauenden Workshops entwickeln die Kinder Ideen und setzen eigene Projekte um.
Ein gemeindeinternes Betreuer:innenteam begleitet den Prozess. Nach der Wahl und Angelobung des Kindergemeinderates startet die offizielle Arbeit des Kindergemeinderates.
Ergebnisse und (erste) Umsetzungen
Die Ergebnisse des KiGRas zeigen sich in verschiedenen Bereichen und haben sowohl kurzfristige als auch langfristige Wirkungen auf die teilnehmenden Gemeinden und Kinder:
Projektentwicklung und -umsetzung:
Kinder erarbeiteten eigenständig Projekte, die direkt das Gemeindeleben bereicherten. Beispiele sind Neugestaltungen von Spielplätzen, Umweltaktionen oder die Organisation von lokalen Festen. So wurde etwa in Gröbming (Bezirk Liezen) ein neuer Spielplatz umgesetzt, der auf den Ideen der Kindergemeinderät:innen basiert.
Stärkung des Verantwortungsbewusstseins:
Teilnehmende Kinder entwickelten soziale Kompetenzen, demokratisches Bewusstsein und ein ausgeprägtes Verantwortungsgefühl. Viele Kinder bleiben nach ihrer KiGRa-Zeit aktiv in Gemeindeprojekten, Jugendräten oder Vereinen engagiert.
Langfristige Nachhaltigkeit:
In einigen Gemeinden wie Krieglach existiert der KiGRa bereits in der fünften Generation, was zeigt, dass das Konzept nachhaltig ist und die Kinderbeteiligung über Jahre hinweg bestehen bleibt. Die Projekte des KiGRa werden oft von nachfolgenden Generationen weitergeführt oder sogar erweitert.
Bewusstseinsbildung und Öffentlichkeitsarbeit:
Die Initiative erhielt positive Rückmeldungen der Gemeinden. Öffentlichkeitskampagnen, regionale Medienberichte und Videos von KiGRa-Veranstaltungen erhöhen die Sichtbarkeit und motivieren weitere Gemeinden zur Teilnahme. Das Maskottchen „Talky“ sowie die KiGRa-Hymne stärken die Identifikation der Kinder mit dem Projekt.
Kinderrechte als Basis:
Der KiGRa orientiert sich an der UN-Kinderrechtskonvention und macht diese für Kinder in ihren Gemeinden erfahrbar. Besonders das Recht auf Mitbestimmung, auf freie Meinungsäußerung sowie auf Spiel, Freizeit und Bildung werden im KiGRa-Alltag gelebt. Durch die aktive Einbindung der Kinder in Entscheidungsprozesse wird das Bewusstsein für ihre Rechte gestärkt und gleichzeitig vermittelt, dass Beteiligung und Verantwortung zentrale Bestandteile demokratischer Kultur sind.
Stand der Umsetzung:
- Durch Coaching von KiGRa-Betreuer:innenteams und Unterstützung der Landentwicklung Steiermark ist eine nachhaltige Verankerung im Gemeindeleben gewährleistet.
- In der Steiermark und in Tirol befinden sich über 50 Kindergemeinderäte in der Aufbauphase oder sind bereits in der Selbstständigkeit.
- Der Beteiligungsprozess läuft in der Regel über ein Jahr mit regelmäßigen Treffen, Wahlen von Kinderbürgermeister:innen und Projektphasen.
Der KiGRa wurde für den ÖGUT-Umweltpreis 2025 in der Kategorie „Partizipation und zivilgesellschaftliches Engagement – Top Down“ nominiert.

Warum es sinnvoll war, mit Beteiligung zu arbeiten
Die Beteiligung im Kindergemeinderat (KiGRa) brachte für alle Beteiligten – Auftraggeber:innen, Durchführende und Teilnehmer:innen – konkret folgende Mehrwerte:
Mehrwert für Auftraggeber:innen (Gemeinden):
- Erhöhung der Gemeindebindung: Die Beteiligung der Kinder schafft eine nachhaltige Bindung an die Gemeinde und fördert langfristiges Engagement.
- Kindgerechte Perspektiven: Gemeinden erhalten direkten Einblick in die Bedürfnisse und Sichtweisen junger Bürger:innen, was die Planung und Umsetzung öffentlicher Angebote verbessert.
- Image und Öffentlichkeitsarbeit: Projekte mit aktiv Beteiligten generieren positive öffentliche Aufmerksamkeit und stärken das Bürger:innenvertrauen in demokratische Prozesse.
Mehrwert für Durchführende (KiGRa-Betreuer:innen):
- Qualitative Umsetzung: Die aktive Einbindung fördert die Prozessqualität und sorgt für Projekte, die realistische Bedürfnisse erfüllen.
- Motivation und Erfolgserlebnisse: Das Engagement der Kinder und ihre eigenständige Projektentwicklung stärken das Selbstverständnis der Durchführenden als Förderer demokratischer Teilhabe.
- Nachhaltige Verankerung: Die Betreuung vor Ort und das Coaching sichern eine langfristige und verlässliche Umsetzung des Projekts.
Mehrwert für Teilnehmer:innen (Kinder):
- Demokratieerfahrung: Spielerisches Lernen von Mitbestimmung, Verantwortung und Entscheidungsfindung stärkt demokratische Kompetenzen frühzeitig.
- Soziale Fähigkeiten: Teamarbeit, Kommunikation und gemeinsames Gestalten fördern soziale Kompetenzen und das Selbstbewusstsein.
- Partizipation: Die Kinder erleben, dass ihre Ideen ernst genommen und umgesetzt werden, was die Motivation und das Verantwortungsbewusstsein erhöht.
Insgesamt hat die Beteiligung den Erfolg des Projekts maßgeblich ermöglicht, indem sie unterschiedliche Perspektiven zusammenführte, den Prozess echtem Gemeinwohl verpflichtete und eine lebendige, nachhaltige Demokratie praxisnah erfahrbar machte.
Erfahrungen zum Weitergeben / Lessons Learned
- Klare Zustimmung der Gemeinde zur Kinderbeteiligung nötig
- Strukturierter Ablauf mit regelmäßigen Treffen, Wahlen und Projektphasen
- Begleitung durch ein geschultes Betreuer:innenteam vor Ort
- Frühzeitige Information von Kindern, Eltern, Schulen und Verwaltung
- Altersgerechte und spielerische Methodik zur Förderung von Selbstbewusstsein und Mitbestimmung
- Enge Einbindung von Bürgermeister:in, Gemeinderat und Verwaltung
- Aktive Öffentlichkeitsarbeit zur Stärkung von Bekanntheit und Motivation
- Kontinuität und langfristige Verankerung im Gemeindeleben
Auftraggeber:in
Gemeinden
Prozessbegleitung und -beratung
Verein Landentwicklung Steiermark
Kosten und Finanzierung
Die Finanzierung erfolgt durch eine Kombination aus Gemeinde-Beiträgen, Fördermitteln des Landes Steiermark und punktueller Unterstützung durch EU-Programme (LEADER). Durch ein standardisiertes Methodenpaket und Co-Finanzierung bleiben die Einstiegskosten für Gemeinden gering.
Publikationen und Links zu diesem Verfahren
Downloads zum Thema
Ansprechpartner:in
Marlene Jeremias
Hans-Sachs-Gasse 5, 3. Stock
8010 Graz



