Naturgefahren wie Hochwasser, Muren, Rutschungen, Steinschläge oder Lawinen hat es in Österreich schon immer gegeben. Manche Naturgefahren können schnell und ohne Vorwarnung eintreten und über eine hohe Zerstörungskraft verfügen. Die Maßnahmen gegen Naturgefahren, wie z. B. Dämme, sind meist auf einen Schutz vor einem durchschnittlich alle 100 Jahre vorkommenden Ereignis ausgerichtet. Dieses 100jährliche Ereignis ist eine statistische Zahl, die auf bisherigen Erfahrungen beruht. Durch neue Einflüsse, wie etwa den Klimawandel oder durch Bodenversiegelung, kann sich die Wahrscheinlichkeit für ein Ereignis, das öfter und stärker auftritt, erhöhen. Obwohl viel Geld in den Schutz vor Naturgefahren fließt, kann kein völliger Schutz hergestellt werden. Deshalb ist es wichtig, dass die Bevölkerung, die in Gebieten lebt, die von Naturgefahren betroffen sein können, sich richtig verhält und auch selbst Maßnahmen zum Schutz setzt.
Für den Umgang mit Hochwasser ist die EU-Hochwasserrichtlinie, die im österreichischen Wasserrechtsgesetz umgesetzt wird, besonders wichtig. Ziel ist es, einen Rahmen für die Bewertung und das Management von Hochwasserrisiken zu schaffen. Dadurch sollen die Risiken von Hochwasser für die menschliche Gesundheit, die Umwelt, das Kulturerbe und wirtschaftliche Tätigkeiten verringert werden. Neben dem technischen Hochwasserschutz sollen in einer abgestimmten Vorgangsweise auch andere Sektoren sowie deren Planungen und Maßnahmen (wie Raumordnung, Bauordnung, Katastrophenschutz, Land- und Forstwirtschaft, Ökologie, Naturschutz) berücksichtigt werden. Die Öffentlichkeit, Interessensvertretungen sowie lokale Akteurinnen und Akteure sind in das Hochwasserrisikomanagement einzubeziehen.
Ziele des Schutzes vor Naturgefahren sind:
Reduktion bestehender Risiken und Vermeidung neuer Risiken vor einem Naturgefahrenereignis
Verminderung der Auswirkungen während und nach einem Naturgefahrenereignis
Stärkung des Risiko- und Gefahrenbewusstseins
Hochwasserschutz braucht oft eine gute Mischung an unterschiedlichen Beteiligungsformen: Es kommen Expert:innen aus unterschiedlichen Bereichen zusammen z.B. Naturschutz, Fischerei, Wasserkraft, Landwirtschaft, Tourismus, Raumplanung. Zusätzlich spielen auch die Gemeinden und die Zivilschutzkräfte (z. B. Feuerwehren) eine wichtige Rolle. Auch Vereine und NGOs, Grundeigentümer:innen und die breite Bevölkerung müssen informiert und zur Mitwirkung eingeladen werden. Die unterschiedlichen Formen und Intensitäten der Beteiligung müssen von Anfang an sorgfältig geplant und die Ergebnisse für alle nachvollziehbar dargestellt sein.
Praxisbeispiel: Rhesi. Rhein – Erholung und Sicherheit. Partizipative Projektentwicklung
Bürger:innen, die noch nicht lange in einer Gemeinde wohnen und daher die lokalen Gegebenheiten nicht kennen, wissen meist nichts von den Risiken von Naturgefahren in ihrem neuen Wohnort. Bei Menschen mit Migrationshintergrund kommen oft sprachliche Hürden dazu. Die fehlende Einbindung in Vereine oder die Feuerwehr sowie mangelndes Wissen zu historischen Hochwässern eines neuen Wohnortes trifft auch oft für österreichisch-stämmige Zuzügler:innen zu.
Praxisbeispiel: Naturgefahren vermitteln. Eigenvorsorge stärken
Bei Beteiligungsprozessen zu Naturgefahren spielt oft eine große Rolle, dass die Einschätzung der Risiken zwischen Expert:innen, den Gemeinden, der Bevölkerung und anderen Beteiligten recht unterschiedlich sein kann. Für eine gute Beteiligung muss deshalb verstanden werden, wie solche unterschiedlichen Wahrnehmungen zustande kommen und wie man am besten damit umgeht, damit eine gute Gesprächsbasis und gemeinsame Lösungen gefunden werden können.
Praxisbeispiel: R!KOST – Anwendung von Risikokommunikationsstrategien
Auf österreichweiter Ebene gibt es den Hochwasserrisikomanagementplan. Nach Vorgabe der EU-Hochwasser-Richtlinie muss das Hochwasserrisiko bewertet, Hochwassergefahrenkarten und Hochwasserrisikokarten erstellt und ein Hochwasserrisikomanagementplans erarbeitet werden. Die Öffentlichkeit sowie alle interessierten Stellen werden bei der Überarbeitung, die alle 6 Jahre stattfindet, zur Beteiligung eingeladen.
Praxisbeispiel: Öffentlichkeitsbeteiligung Hochwasserrisikomanagementplan 2021
Der Klimawandel kann das Risiko von Naturgefahren verstärken. Die Bedrohung von und die Möglichkeiten zum Umgang mit (zunehmenden) Naturgefahren sind oft von Gemeinde zu Gemeinde unterschiedlich. Oft fehlt es auch an Fachwissen auf Seite der Stakeholder, was geeignete Möglichkeiten wären und wie alle Beteiligten zusammenarbeiten können.
Praxisbeispiel: Vorsorgecheck Naturgefahren
Ein gesunder Wald dient als Wasserspeicher und bildet auch einen natürlichen Schutz gegen Rutschungen, Steinschläge und Lawinen. Schutzwälder machen rund 30 Prozent der gesamten Waldfläche in Österreich aus. Ein gut funktionierender Schutzwald muss gesund sein, sich natürlich verjüngen können, aus Baumarten bestehen, die auch bei einer Klimaveränderung gut gedeihen und er muss richtig bewirtschaftet werden. Dazu braucht es eine gute Zusammenarbeit zwischen den für den Schutz vor Naturgefahren zuständigen Behörden und den Forstbesitzer:innen und Bewirtschafter:innen.
Praxisbeispiel: Der österreichische Walddialog
Waldbrand ist eine Naturgefahr, die durch die auch vom Klimawandel bedingten Phasen von zunehmender Trockenheit und Dürre in manchen Gegenden Österreichs immer stärker zum Thema wird. Alpine Schutzwälder, die größtenteils aus Nadelbäumen bestehen, sind besonders gefährdet. Etwa 90 % der Waldbrände werden direkt oder indirekt durch Menschen ausgelöst: weggeworfene Zigaretten, außer Kontrolle geratene Brände, Funkenflug durch Züge oder bei Arbeiten im Freien, Brandstiftung, heiße Asche sowie Stromleitungen. Für Waldbesitzer:innen und -bewirtschafter:innen, Institutionen die für den Schutz vor Naturgefahren zuständig sind, Feuerwehren, Gemeinden, Tourismusverbänden und die breite Bevölkerung braucht es Möglichkeiten in den Dialog zur Verhinderung von Waldbränden zu treten.
Information: Waldbrand in Österreich