Anwendungsfeld

Kooperative Wohn- und Lebensformen

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Gelebte Partizipation

Wohn- und Lebensformen, bei denen Partizipation, Selbstbestimmung und Gemeinschaft im Vordergrund stehen, nehmen seit einigen Jahren deutlich zu. In Abgrenzung zu anderen Formen von Lebensgemeinschaften und den am Markt üblichen Eigentums- und Mietformen spricht man allgemein von „Wohnprojekten“. Bei aller Unterschiedlichkeit im Detail haben Wohnprojekte wesentliche Charakteristika gemeinsam: Eine Gruppe von Menschen organisiert selbst- bzw. mitbestimmend Wohnraum und Wohnumfeld sowie das gemeinschaftliche Leben. Beteiligung in Wohnprojekten erfolgt dabei auf verschiedenen Ebenen: Oft wird bereits gemeinsam geplant und gebaut. Im Alltag werden Entscheidungen über gemeinschaftliche Angelegenheiten auch gemeinsam getroffen. Diese Beteiligung „im Kleinen“, dem unmittelbaren eigenen Lebensumfeld, fördert die Bereitschaft zur Beteiligung in größeren Zusammenhängen und abstrakteren politischen Ebenen.

Wohnprojekte als Labore für Gesellschaftsentwicklung

Die Art und Weise des Wohnens bietet laut dem Soziologen Norbert Elias „einen höchst anschaulichen Zugang zum Verständnis gesellschaftlicher Beziehungen“. Wohnprojekte sind Experimentier- und Übungsfelder für die Gesellschaft. Sie schaffen Freiräume, in denen sich Neues, Zukunftsfähiges entwickeln kann. Wohnprojekte zeigen Alternativen auf und bieten Antworten für aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen wie z. B.:

  • demografische Veränderungen (Alter, Zuwanderung), Individualisierung und Pluralisierung von Lebensformen
  • Wunsch nach Beteiligung und Selbstbestimmung bei der Gestaltung des sozialen Umfelds, der Wohn- und Lebenssituation
  • wachsendes Bedürfnis nach Nachbarschaft und Gemeinschaft
  • Suche nach neuen Formen des sozialen Miteinanders (gemeinsame Entscheidungen, gegenseitige Hilfe)
  • Bedürfnis nach ökologisch und sozial verträglichen Wohnmöglichkeiten und Lebensformen (sparsamer Umgang mit Energie und anderen Ressourcen, Gemeinschaftsräume und Flächen, gemeinsame Nutzung von Geräten, Carsharing, Einkaufsgemeinschaften etc.)
  • Wunsch nach einer Verbindung zur Natur gerade auch in der Stadt (Gemeinschaftsgärten),
  • Bedürfnis nach einer Verbindung von Arbeit und Leben (Hausgemeinschaften mit Arbeitsräumen, Landwirtschaft, Bürogemeinschaften)
  • Suche nach neuen Wegen des Umganges mit Eigentum (Boden und Wohnraum unter Nutzungs- statt nur unter Eigentumsaspekten)