Projekt

Vis-à-Wien – Ein aktuelles Baugruppenprojekt aus Wien

Eine Gruppe von Menschen in einem Park, die in die Kamera blicken. In den vorderen Reihen sitzen die Menschen auf einer Treppe.
(c) Vis-à-Wien
LAND/BUNDESLAND
Österreich/Wien

Worum geht’s?

Die selbst-initiierte Baugruppe Vis-à-Wien besteht aus motivierten Menschen, die gemeinsam ihre Vision von einem innovativen Wohnmodell verwirklichen und ihr Lebensumfeld aktiv und ökologisch mitgestalten möchten.

Das Haus entsteht im Village im Dritten. Damit ist die Baugruppe einerseits in ein großes Stadtentwicklungsgebiet in Wien eingebettet. Andererseits ist die Baugruppe Teil eines größeren Gebäudes mit geförderten Wohnungen. Über das Erdgeschoss und seine Nutzungen wirkt die Gruppe ins Grätzl und bietet Infrastruktur für die Nachbarschaft.

Das Haus wird in Holz-Hybridbauweise errichtet. Gemeinsam wird die Radmobilität geplant, begrünte Fassaden Realität und Photovoltaik als Teil des umfassenden ökologischen Konzepts umgesetzt. Die Gruppe ist soziokratisch organisiert und strebt soziale Diversität und Leistbarkeit an. Sie wird sich bis Bezug im Jahr 2025 von derzeit ca. 40 Erwachsenen und 15 Kindern auf ca. 100 Personen in 45 Wohnungen vergrößern.

Potenzielle Mitbewohner:innen werden in organisierten Erweiterungsrunden aufgenommen, bei denen das Kennenlernen in beide Richtungen wichtig ist. Derzeit werden auch Ideen für Kooperationen und Interessent:innen an Gewerbeflächen gesucht.

Die Vision von Vis-à-Wien

„Wir begegnen uns, unseren Nachbar:innen im Haus und dem Grätzl auf Augenhöhe. Wir achten auf unser urbanes Umfeld, schätzen die Stadt als pulsierenden Organismus und respektieren Natur und Umwelt. Wir wollen nachhaltige, kluge Räume für unsere Baugemeinschaft und gemeinschaftliche Erlebnisse mit unseren Mitmenschen schaffen.“

Organisation

Die Gruppe bildet einen Verein und organisiert sich nach soziokratischen Prinzipien. Die Soziokratie als Organisationsform ermöglicht es, Aufgaben, Entscheidungen und damit die Verantwortung fürs Gelingen möglichst breit zu verteilen. Dies erlaubt den Mitgliedern sich genau in jenen Arbeitskreisen einzubringen, die ihnen besonders am Herzen liegen, oder bei denen sie sich besonders kompetent fühlen. Gemeinsam wird geübt Verantwortung an diejenigen zu übergeben, die sich vertieft mit einem Thema beschäftigen. Daher können Arbeitskreise Entscheidungen treffen, die die ganze Gruppe betreffen, sofern sie im Verantwortungsbereich des Arbeitskreises liegen.

Entschieden wird nach dem Konsent-Prinzip. Das bedeutet: bei einer Entscheidung werden die Mitglieder nicht gefragt, ob sie dieser zustimmen, sondern ob sie einen Einwand dagegen vorbringen und begründen möchten. Einwände werden dabei als etwas Konstruktives behandelt, das im besten Fall zu einer Verbesserung der Entscheidung führt.

Mehrere Kreise mit Beschriftungen, welche durch Pfeile miteinander verbunden sind. In der Mitte ist der "Koordinationskreis" angesiedelt. Er ist mit vier weiteren Kreisen verbunden, auf denen "NG Finanzen und Recht", NG Architektur", NG IT und Medien", "NG Öffentlichkeitsarbeit" und "NG Gemeinschaft und Organisation" steht. Um diese Kreise sind ebenfalls weitere kleine Kreise angesiedelt.

Das „Organigramm“ (siehe Abbildung oben, (c) Vis-à-Wien) veranschaulicht die Organisationsstruktur. Der Koordinationskreis dient als Schnittstelle, in dem Zuständigkeiten geklärt werden und ein Austausch zwischen den Arbeitskreisen passiert. Gemeinsam wurden soziokratische Prozesse gelernt und werden konstant weiterentwickelt. Neue Mitglieder werden beim Einfinden und Verstehen der Organisationsweise unterstützt.

Warum Baugruppe? Um gemeinsam…

  • ein belebtes Haus mit einer funktionierenden Gemeinschaft zu entwickeln,
  • einen Mehrwert für das Grätzel und ein Zukunftsmodell für städtisches Wohnen zu schaffen,
  • durch Kooperation, Teilen und gegenseitiges Helfen Ressourcen zu schonen,
  • den Wohn- und Lebensraum aktiv mitzugestalten,
  • Raum über die eigene Wohnung hinaus nutzen zu können,
  • Wohnen abseits eines Spekulationsguts zu entwickeln.

Projektteam

Die Schwarzatal ist als gemeinnütziger Bauträger Errichter und später Vermieter des Gebäudes. Das Gebäude wird mit einszueins Architektur partizipativ entwickelt. Realitylab begleitet die Gruppenentwicklung und bei Bedarf die Schnittstelle zwischen Bauprojekt und Baugruppe.

Vis-à-Wien ist Teil des Forschungsprojektes „KLIMADEMO VIS-A-VIS“. Darin werden fundierte Entscheidungsgrundlagen hinsichtlich nachwachsender Materialien und regenerativer Energien geschaffen. Ergebnisse sind ein klimaneutrales Leuchtturm-Projekt und die Verbreitung von Wissen zu Klimaneutralität an ein größeres Publikum.