Projekt

Globaler Bürger:innenrat für Meeresschutz

Ein Segelschiff auf dem Meer
(c) byteorder / Flickr (CC BY-NC-ND 2.0 Deed)
PROJEKT LÄUFT SEIT
04/2024
LAND/BUNDESLAND
weltweit

Worum geht’s?

Am ersten April-Wochenende 2024 hat in Barcelona die Eröffnungssitzung des Welt-Bürger:innenrates zum Thema Meeresschutz stattgefunden. Diese Losversammlung ist Teil der UN-Dekade Meeresforschung für nachhaltige Entwicklung (2021-2030). Das Bürger:innenrat-Verfahren soll in weltweit mehr als 100 Staaten angewendet werden soll. Ziel des globalen Bürger:innenrates ist es, Menschen weltweit in die Diskussionen über die für 2025 geplante Meereskonferenz der Vereinten Nationen einzubeziehen.

Befassung mit globalen Herausforderungen

Der globale Bürger:innenrat befasst sich mit Herausforderungen wie dem Klimawandel, der nachhaltigen Bewirtschaftung der Ressourcen und der sozialen Gerechtigkeit. Er stellt nach Meinung der durchführenden Organisation Missions Publiques einen bedeutenden Schritt in Richtung einer erneuerten Meerespolitik dar, die mit den Zielen der Vereinten Nationen für eine nachhaltige Entwicklung im Einklang stehe.

„Throughout history, the ocean has been a focal point of power struggles, from the dominance of shipowners in Roman times and the control by maritime lords in the Middle Ages, to a contemporary legal void in international waters. Now, amidst a pressing environmental crisis, it is vital to reassess the effectiveness of our governance models for humanity’s common goods, especially the ocean.“, heißt es in einem Artikel von Missions Publiques zum Bürger:innenrat.

Breites Spektrum an Stimmen einbezogen

Die Unterzeichnung des UN-Vertrags über die Hohe See im Jahr 2023 sei ein wichtiger Schritt in diese Richtung, denn sie begründe das Recht (und die Pflicht) jedes Einzelnen, sich an Entscheidungen zu beteiligen, die die Zukunft der Meere und damit unseres Planeten bestimmten. Die Eröffnung des Welt-Bürger:innenrates zu den Meeren im Rahmen der UNO-Meeresdekade markiere den Beginn einer praktischen Erkundung dieser demokratischen Wiederbelebung der Meerespolitik.

Die Teilnehmer:innen sind am 8. April 2024 im Centre de la Platja in Barcelona erstmals zusammenkommen. Die Beratungen im globalen Bürger:innenrat sollen zu einem Drittel die Interessen heute lebender Generationen, zu einem Drittel die noch nicht geborener Menschen sowie zu einem Drittel die Ökosysteme selbst einbeziehen. Diese Drei-Drittel-Methode zielt darauf ab, ein breiteres Spektrum von Stimmen zu „hören„ und globale Herausforderungen und Gerechtigkeitskriterien ganzheitlicher anzugehen.

Teilnehmende aus 30 Ländern

Das am Meer gelegene Centre de la Platja in Barcelona bot den Teilnehmenden ein ideales Umfeld, um eine physische und emotionale Verbindung mit dem Meer herzustellen und so ihr Verständnis für die diskutierten Themen zu vertiefen. Das Meinungsforschungsinstitut fieldwork.Quality hatte dort 43 Bürger:innen aus 30 verschiedenen Ländern zusammengebracht, darunter 22 aus dem globalen Süden.

Künftige Generationen sind ein Grundpfeiler der Drei-Drittel-Methode erklärt Missions Publiques. „Die heute getroffenen Entscheidungen werden weitreichende Auswirkungen haben, die sich nicht nur auf die nächsten Jahrzehnte, sondern auch auf die kommenden Jahrhunderte auswirken. Diese Tatsache wirft die grundlegende Frage auf, wie wir sicherstellen können, dass unsere heutigen Entscheidungen langfristig von Nutzen sind, auch für die Interessen künftiger Generationen.“

„Künftige Generationen unzureichend vertreten“

In der politischen Rhetorik seien künftige Generationen oft nur symbolisch durch Jugendräte vertreten, ein Schritt, der unzureichend sei. Mit der Drei-Drittel-Methode werde versucht, diese Beschränkungen zu überwinden, indem sie einen umfassenderen, zukunftsorientierten Ansatz verfolgt, der künftigen Generationen eine echte Stimme in den aktuellen Beratungen gebe.

Die Eröffnungssitzung des Globalen Meeres-Bürger:innenrates ist Vorläufer für ein größeres Projekt: die Einbeziehung von mehr als 10.000 Bürger:innen aus 100 verschiedenen Staaten auf allen Kontinenten.

Online-Diskussion geplant

Die erste Sitzung hat den Grundstein gelegt. Nun werden in jedem der 100 Partnerländer dezentrale Bürger:innenräte mit 50 bis 100 Personen durchgeführt. Sie finden mindestens einen Tag lang an den unterschiedlichsten Orten statt, von ländlichen Gebieten bis hin zu Küstenstädten, Inselstaaten und Binnenländern. Alle Teilnehmenden sind eingeladen, ihre Sichtweisen, Erfahrungen und Lebensgeschichten zu teilen.

Die Beratungen werden über die lokalen Bürger:innenräte hinausgehen; es ist auch eine umfangreiche, mehrsprachige Online-Diskussion geplant, um Millionen von Bürger:innen weltweit einzubeziehen. Durch diesen kombinierten Ansatz wird sichergestellt, dass unterschiedliche Perspektiven einbezogen werden, insbesondere von Personen, die mit Fragen der Meerespolitik bisher nicht vertraut waren.

UN-Meereskonferenz 2025

Die Ergebnisse der Diskussionen werden in einem Abschlussbericht zusammengefasst, der auf der Meereskonferenz der Vereinten Nationen im Mai 2025 vorgestellt werden soll. Im Bericht werden klare Prioritäten festgelegt und konkrete Empfehlungen für den Schutz der Meere formuliert. Der von Bürger:innen formulierte Bericht soll politische Entscheidungsträger:innen dazu bringen, einen konstruktiven Dialog auf der Grundlage der Vorschläge der Bürger:innen einzuleiten.

Die erste Sitzung des globalen Bürger:innenrates zum Meeresschutz wurde von Missions Publiques in Zusammenarbeit mit dem Consortium of Science and Policy Outcomes (CSPO), Participaction, Raons Publiques und Platoniq durchgeführt.

Dieser Beitrag basiert auf einem Artikel von Missions Publiques.

Bildlizenz: CC BY-NC-ND 2.0 Deed