Praxisbeispiel

Soziokratie in der KreaMont Schule

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Projektbeschreibung

Die Privatschule KreaMont in St. Andrä-Wördern ist eine elternverwaltete Schule für 6- bis 14-Jährige nördlich von Wien. 2022 umfasst die Schulgemeinschaft 80 Schüler:innen aus 55 Familien und 14 Mitarbeiter:innen, davon 12 Pädagog:innen. Die Pädagogik orientiert sich hauptsächlich an den Grundsätzen von Maria Montessori (Hilf mir es selbst zu tun), aber auch an anderen reformpädagogischen Ansätzen wie beispielsweise Rebecca und Mauricio Wild (Gestaltung der Räume, kindliche Entwicklung) und Celestin Freinet (Begleitung der Schreibentwicklung). Die Schule hat 2015 begonnen Soziokratie mit externer Beratung zu implementieren und ist die erste Schule im deutschsprachigen Raum, die Soziokratie erfolgreich vollständig implementiert hat!

Anlass und Hintergrund

Hinter dem Funktionieren einer elternverwalteten Schule stehen viele Menschen, die ihr Wissen, ihre Fähigkeiten und ihre Zeit einbringen und so einen guten Rahmen für den Schulalltag der Kinder gewährleisten. Der Wunsch, die Elternarbeit besser zu verteilen, die Vorstandsmitglieder zu entlasten und die Zufriedenheit der Eltern zu steigern, bot 2014 den Anlass für eine Neuausrichtung der Organisationsstruktur an der Soziokratie. An der KreaMont sind seit 2015 alle für die Schulerhaltung notwendigen Tätigkeiten der Elternarbeit soziokratisch in Arbeitskreisen und Teams organisiert. 2017 wurden die Pädagog:innen auf ihren Wunsch hin in die soziokratische Arbeitsweise integriert. Seit 2019 werden auch die Schüler:innen an die soziokratische Arbeitsweise herangeführt und demnächst in die Kreisstruktur integriert.

Ziel(e)

  • Gemeinsam regieren
  • Selbstorganisation und Selbstverantwortung
  • Transparenz
  • Gleichwertigkeit aller Beteiligten
  • Kollektive Weisheit und Potenziale der Einzelnen nutzbar machen
  • Konstruktive Fehlerkultur – Fehler sind wichtige Lernerfahrungen
  • Einwände als Bereicherungen und wichtige Ergänzungen
  • Keine endgültigen Lösungen (Good enough for now and safe enough to try)

Prozessdesign und Ablauf

Alle Mitglieder der Schulgemeinschaft (Eltern, Pädagog:innen, Schüler:innen) sind Teil eines Kreises oder Teams, in dem sie mitentscheiden können. Jeder Arbeitskreis (AK) hat einen weitgehend autonomen Aufgabenbereich (Pädagogik, Betrieb, Marketing), die Mitglieder entscheiden in je zwei AK-Sitzungen pro Semester über alle erforderlichen Tätigkeiten. Ausgeführt werden diese dann in den Teams. Im Kreis werden alle Grundsatz-Entscheidungen im Konsent getroffen.

Alle Kreise sind mit einer doppelten Koppelung an den verbindenden Koordinationskreis angebunden und sind dort direkt in alle Entscheidung eingebunden. Die Wahl dieser Personen erfolgt in offener Wahl, die von allen als sehr wertschätzend und zielgenau beschrieben wird.

In einem ebenfalls mit dem Koordinationskreis verbundenen Topkreis unterstützen auch externe Mitglieder aus verschiedenen Bereichen der Gesellschaft die Schule um insbesondere ihre Vision und Mission weiterzuentwickeln.

Meilensteine in der Entwicklung waren die Implementierung der ersten drei Kreise, die komplette Organisation der Elternarbeit über die Kreise, die Integration der Pädagog:innen in die soziokratische Struktur, die Implementierung eines Topkreises und zuletzt die Integration der Schüler:innen ins soziokratische Arbeiten.

Als freie Schule und als soziokratische Organisation ist die KreaMont ein agiles System, das sich laufend weiterentwickelt. Derzeit arbeiten wir an einer neuen Kreisstruktur.

Ergebnisse des Beteiligungsprozesses

Alle Eltern, Pädagog:innen und Schüler:innen entscheiden in ihren Kreisen oder Teams in moderierten Sitzungen mit. Über die doppelte Koppelung mit den anderen Kreisen, sind alle Mitglieder in alle Entscheidungen eingebunden. Die Zufriedenheit der Mitglieder ist enorm gestiegen und die Schule konnte seither viele große Ziele (Nutzung des ganzen Schulhauses, Schulumbau) verwirklichen. Die Corona-Krise hat die Schule, auch dank der Kreisstruktur, gut überstanden.

Erfahrungen zum Weitergeben / Lessons learned

Die Kraft der Soziokratie zeigt sich in der ganz neuen Sitzungsqualität und dadurch, dass wir in der Lage sind, auch größere Projekte wie z.B. einen Dachbodenausbau, effektiv umzusetzen. Diese Organisationsform ermöglicht es uns, die Verantwortung auf viele Menschen effizient aufzuteilen und wirklich alle in Entscheidungen einzubeziehen.

Es braucht etwas Geduld und vor allem am Anfang viel Energie, ein bestehendes System zu verändern. Viele Menschen (v.a. Eltern), die die Anfänge der Soziokratie und die dadurch ausgelösten positiven Veränderungen miterlebt haben, haben gemeinsam mit ihren Kindern die Schule verlassen. Jetzt ist die Herausforderung, das „Feuer der Soziokratie“ auch an die neueren Mitglieder der Schulgemeinschaft weiterzutragen. Das SET (Soziokratie-Entwicklungs-Team) übernimmt eine wichtige Funktion in der Weiterentwicklung und dem Lebendig halten der Soziokratie an der Schule.

Soziokratie ist mehr als eine Organisations- und Entscheidungsmethode; sie verlangt Reflexion und Weiterentwicklung der persönlichen Grundhaltung jedes/jeder einzelnen (siehe Ziele oben) und ist damit ein stetiger Lernprozess für alle. Es ist schön zu beobachten, wie schnell die Kinder und Jugendlichen die Prinzipien verstehen und in die Familien tragen.

Auftraggeber:in

Verein KreaMont (Schulerhalter)

Prozessbegleitung und -beratung

Markus Spitzer und Barbara Strauch (Soziokratie Zentrum Österreich) waren für die ersten Implementierungsschritte beauftragt, danach hat der Verein den Prozess mit Hilfe von Mitgliedern, die als Interne Trainer:innen ausgebildet wurden, erfolgreich weitergeführt.

Kosten und Finanzierung

Der Verein KreaMont wurde von den Prozessbegleiter:innen zu günstigen Konditionen für Freie Schulen begleitet und profitiert von Mitgliedern, die sich fortbilden sowie von geförderten Schulungen des Soziokratie Zentrum Österreich.



Ansprechpartner:in

Sekretariat KreaMont

Daniela Rist

KreaMont Schule
Greifensteiner Straße 31
3423 St. Andrä-Wördern
+43 2242 310 60