Praxisbeispiel

Nachbarschaftsrat – nachhaltige Mobilität im Sonnwendviertel

Circa 30 Personen sitzen auf Sesseln im Kreis. In der Mitte des Bildes ist außerdem ein orangenes Logo abgebildet, welches Häuser und Wegweiser zeigt.
Nachbarschaftsrat im Sonnenwendviertel (c) nachbarschaftsrat.at
Praxisbeispiel_Nachbaraschaftsrat Sonnenwendviertel
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LAND / BUNDESLAND
Sonnenwendviertel, 1100 Wien
DAUER
28 Monate

Projektbeschreibung

Nachbarschaftsrat – nachhaltige Mobilität im Sonnwendviertel. Ein deliberativer Beteiligungsprozess für Bewohner:innen und Vertreter:innen von Mobilitätsinitiativen im Quartier.

Anlass und Hintergrund

Es gab vor Projekteinreichung schon die Vision, einen Nachbarschaftsrat aufzubauen. Das Projektteam hatte bereits Erfahrungen mit Bürgerbeteiligung, Quartiersentwicklung und soziokratischen Nachbarschaftskreisen. Durch die Ausschreibung und spätere Förderung des Mobilitätsfonds konnte das Projekt im Sonnwendviertel-Ost realisiert werden.

Ziel(e)

  • Aktivierung und Einladung der Bewohner:innen des Quartiers zum Mobilitätsrat
  • Informieren der Bewohner:innen über den Mobilitätskreis und die Mobilitätsscouts über unterschiedliche Kommunikationsmedien (lokale Öffentlichkeitsarbeit)
  • Kontinuierliche Auseinandersetzung mit nachhaltiger Mobilität und den damit verbundenen Bedürfnissen und Lösungsideen aller Bewohner:innen; Repräsentation dieser Anliegen im Mobilitätskreis
  • Finden, Etablieren und Einschulen von Mobilitätsscouts im Quartier
  • Aufbau eines langfristig und selbstorganisiert wirksamen Mobilitätskreises
  • Moderation und Begleitung regelmäßiger Sitzungen des Mobilitätskreises
  • Organisatorische und inhaltliche sowie moderative Unterstützung etwaiger Projektgruppen, die sich aus dem Mobilitätskreis entwickeln
  • Langfristige, nachhaltige Verknüpfung von bestehenden und zukünftigen Mobilitätsinitiativen und Mobilitätsangeboten im Quartier mit Bewohner:innen auf Basis der vorhandenen Strukturen
  • Stärkung des sozialen Zusammenhalts, der nachbarschaftliche Unterstützung und der sozialen Teilhabe in Bezug auf lokale Mobilitätsthemen
  • Verbesserung der kollektiven Selbstwirksamkeit (Empowerment) von Bewohner:innen und Verbesserung der Lebensrealität im Quartier
  • Beratung und Unterstützung einer selbstorganisierten Organisationsstruktur (z.B. Verein, Genossenschaft, etc.

Prozessdesign und Ablauf

1.

Kontakt zu relevanten Stakeholder:innen

Bezirk, LA21, Gebietsbetreuung, Multiplikator:innen und Initiativen im Grätzel, etc.

2.

Kampagne Kommunikation

Website,  Newsletter, Plakate gestaltet, Facebook etc

3.

Aktivierende Befragung und online Umfragen

Wir haben viele Tür zu Tür Gespräche geführt und Bewohner:innen auch online zu Mobilitätsthemen befragt. Dadurch konnten wir einerseits über die Anliegen erfahren, aber auch das kommende Nachbarschaftsforum bewerben.

4.

Nachbarschaftsforum

Das Nachbarschaftsforum ist eine offene Veranstaltung für alle Interessierten im Quartier. Es werden die Ergebnisse unserer Umfragen präsentiert, Aktivitäten angeleitet damit die Teilnehmenden sich gut kennlernen und vernetzen konnten. Außerdem wurden Anliegen ausgewählt, zu denen sich später diverse Projektgruppen formiert haben, welche somit jeweils im Nachbarschaftsrat vertreten waren.

5.

Nachbarschaftsrat

Dieser besteht aus regelmäßigen Treffen, die durch das Projektteam soziokratisch moderiert wurden. Es wurde über Anliegen und Fortschritte der Projektgruppen berichtet, sich zu Maßnahmen beraten und bei Bedarf im Konsent abgestimmt, wie der Nachbarschaftsrat gemeinsam vorgehen soll, um mit gemeinsamer Stimme sprechen zu können z.B. mit Vetreter:innen Bezirk und anderen relevanten Akteur:innen.

Ergebnisse des Beteiligungsprozesses

  • Verbesserung der baulichen Fahrradinfrastruktur im Grätzel
  • Pflanzung weiterer Bäume und Grünflächen im Grätzel
  • diverse Projektgruppen haben sich gebildet
  • Bearbeitung von Nutzungskonflikten

Aus dem Projekt heraus hat sich in Folge eine nachbarschaftlich getragene Beteiligungsstruktur im Quartier entwickelt, welche sich weiter um Mobilitätsthemen kümmern kann. Weitere Informationen zum Nachbarschaftsrat können über den Link am Ende der Website aufgerufen werden.

Warum es sinnvoll war, mit Beteiligung zu arbeiten

Einige Initiativen und Anliegen konnten gemeinsam gut bearbeitet und konkrete Verbesserungen erzielt werden. Wir konnten mit dem Projekt ein Stück weit Kultur und Strukturen für Beteiligung und Selbstorganisation im Viertel fördern.

Die Bewohner:innen im Quartier konnten viele neue Kontakte knüpfen, auch über das eigene Wohnhaus hinweg. Die soziale Nachhaltigkeit im Quartier wurde durch das Projekt gestärkt.

Das Bewusstsein zum Thema nachhaltige Mobilität im Viertel wurde erhöht.

Die Teilnehmer:innen konnten Erfahrung machen, wie man gemeinsam etwas erreichen kann und was es dazu braucht.

Als Projektteam konnten wir im Laufe des Projekts noch viel lernen über lokale Beteiligung auf Quartier-Ebene.

Erfahrungen zum Weitergeben / Lessons Learned

  • Tür zu Tür Aktionen und aktivierende Befragung etc. brauchen viel Zeit, aber damit erreichen wir Menschen, die wir sonst sicherlich nicht erreicht hätten.
  • Soziokratie ist besonders auf Ebene des Projektteams und auf Ebene Nachbarschaftsrat sinnvoll, also da, wo eine Gruppe mit gemeinsamen Zielen verbindlich zusammenarbeiten.
  • Der Prozess sollte diverse Möglichkeiten bieten, sich als Teilnehmer:innen zu beteiligen (von ganz niederschwellig bis ganz verbindlich)
    • Nur informiert bleiben, Ideen und Beiträge einschicken, zu Events kommen, sich als Teil einer Initiative / Projektgruppe engagieren, Nachbarschaftsrat-Mitglied werden
  • Der konstruktive Kontakt mit der Bezirkspolitik war sehr hilfreich

Auftraggeber:in

Mobilitätsfonds Stadt Wien

Prozessbegleitung und -beratung

Verein zur Förderung von sozialer Nachhaltigkeit und Partizipation. Weitere Informationen zum Verein gibt´s hier.

  • Johannes Zimm
  • Florian Bauernfeind
  • Orsolva Lelkes
  • Sandra H.

Kosten und Finanzierung

34.055€ (76% gefördert und Ehrenamt)

Publikationen und Links zu diesem Verfahren

Es gibt eine Beschreibung zum Modell „Nachbarschaftsrat als wiederkehrender Prozess“, welche derzeit noch nicht veröffentlicht ist, aber persönlich angefragt werden kann.


Ansprechpartner:in

Verein zur Förderung sozialer Nachhaltigkeit und Partizipation

Wien