Praxisbeispiel

Mountainbikelenkung rund um Innsbruck – Wie kann ein Miteinander gelingen?

Voller Saal, Menschen sitzen an Tischen in kleinen Gruppen
Workshop zur Mountainbike-Lenkung rund um Innsbruck (c) LechtAlps
Praxisbeispiel LechtAlps
144 kB | pdf
LAND / BUNDESLAND
Tirol – Innsbruck/ Innsbruck Land
DAUER
01/2022 – 05/2022

Projektbeschreibung

Aufgrund einer zunehmenden Konfliktsituation zum Thema Mountainbiken rund um Innsbruck beauftragte das Amt der Tiroler Landesregierung (Gruppe Forst im Rahmen des Programms Bergwelt Tirol – Miteinander Erleben) gemeinsam mit dem Planungsverband Innsbruck und Umgebung das auf Mediation spezialisierte Ingenieurbüro LechtAlps damit, die wesentlichen Parteien (wieder) an einen Tisch zu bringen mit dem Ziel, zwischen den unterschiedlichen Interessensgruppen gegenseitiges Verständnis entstehen zu lassen. Dies sollte die Basis für ein gemeinsames Arbeiten an Lösungen ermöglichen.

Anlass und Hintergrund

Die Wälder in und rund um Innsbruck wurden in den letzten Jahren zunehmend durch Mountainbiker:innen genutzt. Eine IST-Analyse, die im Auftrag des Landes Tirol 2021 durchgeführt wurde, dokumentierte die Zustände im Detail und zeigte, dass vor allem südlich des Inns in hoher Frequenz (50.000 Fahrten/Jahr) auf Wanderwegen und illegal gebauten Single Trails gefahren wurde. Durch diese illegale Inanspruchnahme von Wald waren viele Grundeigentümer:innen äußerst unzufrieden und warfen der Forstbehörde Untätigkeit vor, da gegen die illegalen Nutzungen nicht eingeschritten wurde. Daraufhin wurden Kontrollen durch die Forstaufsichtsorgane angeordnet, deren Erfolg sich jedoch zum Startzeitpunkt des Prozesses noch nicht darstellen ließ. Parallel zu den Kontrollen entschieden sich das Amt der Tiroler Landesregierung (Gruppe Forst im Rahmen des Programms Bergwelt Tirol – Miteinander Erleben) mit Unterstützung des Planungsverbands Innsbruck und Umgebung einen Prozess aufzusetzen, damit alle Konfliktparteien zurück an den Verhandlungstisch kommen und gemeinsam an weiteren Lösungen arbeiten.

Ziel(e)

Ziel des von LechtAlps begleiteten mediativen Prozesses war es:

  • alle relevanten Parteien einzubinden,
  • ihre Interessen und Bedürfnisse zu erheben und den jeweils anderen Interessengruppen aufzuzeigen, 
  • Verständnis füreinander zu schaffen und
  • die Bereitschaft aller relevanten Parteien gemeinsam an Lösungen zu arbeiten zu erreichen.

Langfristiges Ziel der Auftraggeber:innen ist es, durch ein erfolgreiches Konfliktmanagement einen natur- und gesellschaftsverträglichen Radsport in und rund um Innsbruck gewährleisten zu können.

Prozessdesign und Ablauf

Schritt 1: In Bezug auf die Beobachtungen der Auftraggeber:innen zum Konfliktgeschehen und der Analyse des Auftragnehmers wurden zu Beginn des Prozesses Elemente einer Shuttle-Mediation verwendet. In den betroffenen Regionen wurden zuerst Diskussionsabende nur mit den Grundeigentümer:innen und der Behörde organisiert. In diesem Rahmen wurde ein sicherer Raum für Sorgen, Bedenken und Ärger geschaffen, die den Grundeigentümer:innen wichtigen Themen gesammelt und besprochen, wie im Weiteren damit umgegangen werden soll.  

Schritt 2: Darauf folgte ein Diskussionsabend mit der Gruppe der Mountainbiker:innen, bei dem mit dieser Gruppe an der Auseinandersetzung mit dem Konflikt gearbeitet wurde und die Interessen und Bedürfnisse gesammelt wurden.

Die getrennt stattfindenden Veranstaltungen dienten dazu, den Boden für ein breites Stakeholdertreffen aufzubereiten und die Motivation zu steigern, dabei mitzumachen.

Schritt 3: Zu dem Stakeholdertreffen wurden neben Grundeigentümer:innen und Mountainbiker:innen auch Vertreter:innen aller weiteren Interessengruppen eingeladen. Ziel war es, dass alle Gruppen nun ihre Sichtweisen und Interessen den anderen darlegen und diskutieren können.  

Ergebnisse des Beteiligungsprozesses

Ergebnisse des Stakeholdertreffens waren einerseits die Erstellung einer Themenliste, die es in Zukunft zu bearbeiten gilt, und andererseits die Klärung, wie weiter an der Erarbeitung von Lösungen zusammengearbeitet werden kann. Im letzten Workshop Ende Mai 2022 wurden von den Interessengruppen daher Vertreter:innen bestellt, die sie in einer Arbeitsgruppe repräsentieren. Die Arbeitsgruppe widmete sich der gemeinschaftlichen Entwicklung von Lösungen, die in Form von konkreten Empfehlungen an die politischen Entscheidungsträger:innen überreicht wurden.

Warum es sinnvoll war, mit Beteiligung zu arbeiten

Der abgestufte Mediationsprozess hat es ermöglicht, sehr viele Stakeholder einbinden zu können und deren Interessen zu erheben; Schritt für Schritt (und zu Beginn in einem sicheren Rahmen) alle relevanten Themen zu sammeln und damit die Bereitschaft zu erhöhen, an einem lösungsorientierten Prozess (wieder) mitzuwirken.

Erfahrungen zum Weitergeben / Lessons learned

Durch die schrittweise Prozessgestaltung gelang es, Druck abzubauen und das Konfliktgeschehen bereits durch die Methodenwahl zu beruhigen. Zudem konnten so zu Beginn die Interessen und Themen von möglichst vielen Personen gesammelt werden, bevor der Prozess in eine gebündelte Lösungsdiskussion überführt wurde.

Auftraggeber:in

Amt der Tiroler Landesregierung (Gruppe Forst im Rahmen des Programms Bergwelt Tirol – Miteinander Erleben) gemeinsam mit dem Planungsverband Innsbruck und Umgebung.

Prozessbegleitung und -beratung

Ingenieurbüro Cattoen – LechtAlps (Mediatorin Eva-Maria Cattoen mit Unterstützung von Co-Mediatorin Christine Drexler)

Kosten und Finanzierung

Finanzierung über Amt der Tiroler Landesregierung (Gruppe Forst im Rahmen des Programms Bergwelt Tirol – Miteinander Erleben) und Planungsverband Innsbruck und Umgebung



Ansprechpartner:in

Prozessbegleitung, Mediation und Moderation

Eva-Maria Cattoen

Ingenieurbüro CATTOEN – LechtAlps
Bschlabs 24
6647 Pfafflar
+43 650 9100 517