Praxisbeispiel

Grüne Meile: Begegnungszone Zinzendorfgasse in Graz

Lastenrad mit Infotafel in Fußgänger:innen-Zone
Infostand beim Zinzengrinsen (c) StadtLABOR GmbH
Praxisbeispiel Zinzendorfgasse
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Projektbeschreibung

Die Zinzendorfgasse in Graz wurde zu einer Begegnungszone umgestaltet, in der alle Verkehrsteilnehmer:innen auf Augenhöhe den Straßenraum nutzen können. Um Bewohner:innen, Gewerbetreibende und Nutzer:innen der Gasse gut in den Planungsprozess einzubinden, wurde vom StadtLABOR gemeinsam mit der Stadt Graz ein mehrstufiges Beteiligungspaket konzipiert und durchgeführt. Die Ideen, Wünsche und Anliegen der Bewohner:innen wurden von den beiden Planungsbüros bauchplan und verkehrplus bestmöglich in die Planungen integriert.

Anlass und Hintergrund

Umgestaltung des öffentlichen Raums, Verkehrsberuhigung, Begrünung, Anrainer:innen, Gewerbetreibende in der Gasse, Nutzer:innen der Gasse. Der Verein „Zinzengrinsen“ (Gewerbetreibende der Gasse) hat den Transformationsprozess bereits 2019 angestoßen und an die Stadt Graz herangetragen.

Ziel(e)

Ziel der ersten Phase des Beteiligungsprozesses (Planungsbeteiligung) war es, umfassend über die geplante Begegnungszone in der Zinzendorfgasse zu informieren und die Akzeptanz bei den Bürger:innen und Unternehmen zu stärken. Weiters sollten lokales Wissen, Anliegen und Ideen der Bürger:innen, Wirtschaftstreibenden sowie der Bezirksvertretung abgeholt und in den Planungsprozess eingebunden werden.

Im zweiten Projektteil während der Umsetzung ging es hauptsächlich um Informationsleistungen und die Bereitstellung einer Anlaufstelle. Ein weiteres Ziel war es, ein umfassendes Evaluierungskonzept für „weiche Faktoren“ (Akzeptanz, Nutzungsgewohnheiten, Sicherheit, Aufenthaltsqualität, etc.) zu entwickeln und zu erproben, welches auch bei zukünftigen Projekten im öffentlichen Raum angewendet werden kann und als ein wichtiges Prozesselement etabliert wird.

Gespräch mit Gewerbetreibenden (c) StadtLABOR GmbH

Prozessdesign und Ablauf

Mehrstufiges Beteiligungsverfahren:

1. Phase (März – Dezember 2022) Planungsbeteiligung mit Einbindung der Akteur:innen in der Zinzendorfgasse:

Es wurden für die verschiedene Zielgruppen spezifische Informations- und Beteiligungsangebote gewählt; zu wichtigen Projektzeitpunkten wurden Bürger:innenversammlungen in größeren Settings abgehalten.
Zu Beginn stand eine Informationsveranstaltung bei der alle Interessierten, Anrainer:innen und Nutzer:innen der Zinzendorfgasse eingeladen wurden (Postwurf an alle Haushalte, Unternehmen und Einrichtungen des Univiertels). Dort wurde umfassend über die Hintergründe und Ziele des Vorhabens informiert und es gab erste Möglichkeiten sich einzubringen. Weitere Beteiligungsformate: Online-Beteiligung über die digitale Plattform https://mitgestalten.graz.at, mobiler Informationsstand beim jährlichen Straßenfest „Zinzengrinsen“, Gassen-Spaziergang mit Schüler:innen eines benachbarten Gymnasiums, 2 Workshop-Nachmittage mit 1:1 Gesprächen vor Ort mit Gewerbetreibenden, Planungs-Ausstellung im Cafe Parks, Info-Nachmittag mit den Planungsbüros. Abschlussveranstaltung, bei der die Ergebnisse der Beteiligung sowie das künstlerische Gestaltungs- und Funktionskonzept präsentiert wurden.

2. Phase (März – Sep 2023) begleitende Informationsarbeit der ersten Umsetzungsstufe:

Bereitstellung der Informationen via Postwurf und eigener Unterseite der Stadt Graz eine eigene Ansprechstelle und Telefonhotline für Fragen, laufend erneuerte FAQs und Infostand beim Zinzengrinsen-Fest 2023.

3. Phase: umfassende Evaluierung der Begegnungszone (ab Herbst 2023)

Ab Spätherbst 2023 soll die Zufriedenheit mit der Begegnungszone bei Anrainer:innen, Wirtschaftstreibenden und Nutzer:innen evaluiert werden. Geplant sind Haushaltsbefragungen im gesamten Grätzl, über die Zinzendorfgasse hinaus. Per Postwurf und Onlinebefragungen können Nachbar:innen und Anrainer:innen ihre Erfahrungen und Einschätzungen teilen.
Die Wirtschaftstreibenden und Nutzer:innen der Zinzendorfgasse werden anhand von Interviews befragt.
So sollen ein erstes Stimmungsbild zur neu gestalteten Gasse erhoben und Verbesserungspotentiale identifiziert werden. Diese können dann im Zuge der zweiten Umsetzungsstufe berücksichtigt werden.

Bürger:innenversammlung (c) StadtLABOR GmbH
Ausstellung zur „Zinze„ (c) StadtLABOR GmbH

Ergebnisse des Beteiligungsprozesses

Im Anschluss an die intensive Phase der Beteiligung wurden die gesammelten Ideen, Anregungen und Anliegen von der Abteilung für Verkehrsplanung, der Stadtplanung sowie den beauftragten Planungsbüros fachlich und wirtschaftlich geprüft. Darauf aufbauend wurden ein Funktionskonzept sowie ein künstlerischer Gestaltungsentwurf für die „Grüne Meile – Begegnungszone Zinzendorfgasse„ erstellt. In dieses Konzept flossen schlussendlich sehr viele Anliegen und Bedürfnisse der Betroffenen ein und wurden auch in der Umsetzungsphase berücksichtigt.

Begegnungszone Zinzendorfgasse (c) Foto: StadtLABOR GmbH
Begegnungszone Zinzendorfgasse (c) Foto: StadtLABOR GmbH

Warum es sinnvoll war, mit Beteiligung zu arbeiten

Der überarbeitete Gestaltungsentwurf und die zwei-stufige Umsetzungsphase stießen auf sehr große Zustimmung. Weiters konnte durch das Beteiligungsprojekt auch auf die Bedenken einer kleinen Gruppe von Anrainer:innen sowie einer Bürgerinitiative eingegangen werden, die befürchteten, dass die Begegnungszone die Entwicklung der Gasse zu einer „Sauf-, Lärm- und Devastiermeile“ begünstigen könnte. Diesen legitimen Sorgen stehen die mit großer Mehrheit sehr positiven Rückmeldungen vieler Bürger:innen und Geschäftstreibenden zur geplanten Begegnungszone gegenüber, die im Zuge des Beteiligungsprozesses gesammelt wurden.

Erfahrungen zum Weitergeben / Lessons learned

„Laute Minderheiten“ treten gegenüber der „schweigenden Mehrheit“ oftmals sehr öffentlichkeitswirksam auf; deren Anliegen werden von Medien gerne aufgegriffen. Dadurch kann ein falsches, verzerrtes Bild entstehen.

Viele Menschen können mit einer frühzeitigen, kontinuierlichen und transparenten Informationsarbeit gut abgeholt werden. Eine Anlaufstelle und regelmäßige Präsenz vor Ort schaffen Vertrauen.

Auftraggeber:in

Stadt Graz, Abteilung für Verkehrsplanung

Prozessbegleitung und -beratung

StadtLABOR – Innovationen für urbane Lebensqualität GmbH

Kosten und Finanzierung

ca. 36.000 € exkl. Evaluierung (finanziert durch die Stadt Graz)



Ansprechpartner:in

Geschäftsführerin & Projektleitung

Barbara Hammerl

StadtLABOR – Innovationen für urbane Lebensqualität GmbH
Griesgasse 40
8020 Graz
+43 676 406 88 15