Projektbeschreibung
Die Mittelschule Mieming entspricht weder räumlich noch aus pädagogischer Sicht den aktuellen Standards. Im Auftrag der Gemeinde Mieming wurden in einem dreistufigen Beteiligungsprozess die Bedarfe der unterschiedlichen Interessengruppen der Mittelschule Mieming ermittelt. Dabei wurde die gesamte Schulgemeinschaft miteinbezogen.
Anlass und Hintergrund
Die Mittelschule Mieming, errichtet Anfang der 70er Jahre, muss saniert werden. Darüber hinaus ist der Platzbedarf gestiegen, es gibt zu wenige Klassenräume, keine Ganztagesbetreuung und es fehlt ein gemeinschaftlicher Treffpunkt der Schulgemeinschaft. Für die Entwicklung eines individuellen Raumprogramms als Grundlage für einen darauffolgenden Wettbewerb wünschten die drei Schulsprengel-Gemeinden Mieming, Obsteig und Wildermieming einen Beteiligungsprozess.
Ziel(e)
Wichtig war, die pädagogischen sowie räumlichen Bedarfe zu ermitteln, um dies in ein perfekt zugeschnittenes Raum- Funktionsprogramm umzusetzen. Durch die individuelle Zusammensetzung der Workshops und der Teilnehmer:innengruppen konnten Zusammenhänge von Schule und Dorf herausgearbeitet werden.
Prozessdesign und Ablauf
Im dreistufigen Beteiligungsprozess gab es folgende Meilensteine:
- Visionenwerkstatt
- Weiterdenkenwerkstatt
- Ergebniskonferenz
Die Zwischenergebnisse wurden jeweils rückgekoppelt und abgestimmt. Um trotz komplexer Zusammenhänge zur Entscheidungsfindung zu gelangen, wurden gezielt Methoden eingesetzt wie z. B. Planspiele. Die Visionenwerkstatt war das divergente Format des Prozesses, in dem losgelöst von eingefahrenen Vorstellungen Ideen und Bedürfnisse erarbeitet wurden. Beim zweiten Termin „Schulbautypologie weiterdenken“ wurde auf Grundlage der vorangegangenen Ergebnisse eine Schulbautypologie erarbeitet. Beim Rückkopplungs-Termin diskutierten und bewerteten wir gemeinsam verschiedene Nutzungskonzepte. Es wurde die gesamte Schulgemeinschaft miteinbezogen, Lehrer:innen, Schüler:innen, Eltern, Schulangestellte, auch der Hauswart, die Bildungsdirektion, sowie Vertreter:innen der drei Sprengelgemeinden Mieming, Obsteig und Wildermieming.
Ergebnisse des Beteiligungsprozesses
Die gemeinsame Zusammenarbeit führte zu vielen innovativen Lösungen, Mehrfachnutzungen und Synergien, die ohne den Beteiligungsprozess in diesem Maße nicht denkbar gewesen wären:
- Hochwertige Bildung mit einer zukunftsweisenden Pädagogik
- Förderung der sozialen Gemeinschaft und Interaktion zwischen Gemeinde und Schule
- neue Kooperationen, Zusammenarbeit, neues Verständnis zwischen den einzelnen Akteur:innen
- Platzreduktion durch Mehrfachnutzungen
Der Beteiligungsprozess in der Mittelschule Mieming wurde im November 2024 mit dem ÖGUT-Umweltpreis in der Kategorie „Partizipation top-down„ ausgezeichnet.
Warum es sinnvoll war, mit Beteiligung zu arbeiten
Involvierte Stakeholder haben vor allem folgende Aspekte als positiv bewertet:
- Sicherstellung, dass im Planungsprozess alle relevanten Dinge angesprochen und behandelt werden und nichts Wesentliches vergessen wird
- Einbringung neuer Ideen, Denkanstöße und Konzepte in den Prozess
- Eröffnung eines kreativen Denkraums, gemeinsames Nachdenken über gelebte und gewünschte Praktiken, eigene innovative Lösungsansätze entwickeln
- Ermöglichung des „über den Tellerrand Schauens“
- Sicherstellung, dass die Interessen und Bedürfnisse Aller Berücksichtigung finden
- Ermöglichung eines Prozesses, der von Offenheit, Transparenz und gegenseitigem Respekt geprägt ist
Erfahrungen zum Weitergeben / Lessons learned
Der Beteiligungsprozess ist ein wichtiger erster Schritt, entscheidend ist aber auch, was danach passiert. Zentral ist die Frage: Wie zeitnah wird der nächste Schritt umgesetzt? Wer begleitet die Gemeinde oder Schule in diesem weiteren Verlauf? Wie wird die Kommunikation der Ergebnisse langfristig gesichert?
Wenn nach dem Beteiligungsprozess zu viel Zeit verstreicht oder zu viele neue Personen ins Projekt einsteigen, geht die besondere Dynamik und Energie schnell verloren. Eine frühzeitige Kostenschätzung des Umbaus, der Sanierung oder Erweiterung wäre ebenfalls hilfreich, um der Gemeinde eine fundierte Entscheidungsgrundlage für die weitere Planung zu bieten.
Auftraggeber:in
Die Gemeinde Mieming stellvertretend für die drei Schulsprengel-Gemeinden Mieming, Obsteig und Wildermieming.
Prozessbegleitung und -beratung
Die Baupiloten Innsbruck OG
Kosten und Finanzierung
Nettokosten Beteiligungsprozess (ohne Sach-/ Fahrtkosten) ca. 20.000 Euro, finanziert durch die Gemeinde Mieming, sowie zum Teil mitfinanziert durch die zwei weiteren Schulsprengelgemeinden Obsteig und Wildermieming.
Der Beteiligungsprozess wurde gefördert durch das Land Tirol, Abteilung Dorferneuerung. In Tirol ist die Geschäftsstelle für Dorferneuerung gleichzeitig LA21-Leitstelle und ist die Servicestelle des Landes für die nachhaltige Entwicklung des ländlichen Raumes in Tirol. Die Geschäftsstelle für Dorferneuerung fördert Beteiligungsprozesse und unterstützt Gemeinden durch Förderungen von 50% bis zu 75 % der Kosten bei lokalen/regionalen Prozessen in Abhängigkeit von den Gemeindefinanzen.
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Ansprechpartner:in
Judith Prossliner
Feldstraße 1b / Top 17A
6020 Innsbruck