Praxisbeispiel

Badener Klimarat – Fit für die Klimaziele

Broschüre mit Cover
Broschüre Baden FIT für die Klimaziele
Praxisbeispiel_Klimarat-Baden
461 kB | pdf
LAND / BUNDESLAND
Niederösterreich
DAUER
Gesamtdauer 12 Monate, Sommer 2021 bis Sommer 2022
Klimarat-Prozess: 4 Tage in 2 Wochen

Projektbeschreibung

Mit der Initiative „Badener Klimarat – Fit für die Klimaziele“ startete die Stadt Baden im Oktober 2021 einen Prozess, um zu zeigen, wie eine schnelle und nachhaltige Transformation der Stadt gelingen und wie die Bevölkerung auf dem Weg zur „Klimaneutralität“ integriert und mitgenommen werden kann. Die 30 Teilnehmer:innen des viertägigen Kollaborations- und Innovationsprozesses setzten sich aus einem Kernteam von 18 Badener Bürger:innen, sechs Expert:innen und neun Herausforderern aus der Politik und den Fachbereichen zusammen. Im Vordergrund stand die Entwicklung von mutigen Lösungs-Szenarien. Die Vorgangsweise basierte auf der Logik eines Innovations-Labors. Als Ziel wurden Kernbotschaften und Empfehlungen formuliert, die der Politik und Bürger:innen Mut machen sollen.

Teilnehmer:innen am Prozess
Teilnehmer:innen am Prozess, Foto © C.Kollerics

Anlass und Hintergrund

Baden stellt sich der Herausforderung und möchte „klimaneutral“ werden! In 28 Jahren soll von uns allen nicht mehr CO2 emittiert werden, als die Natur in der Lage ist aufzunehmen. Das klingt schwierig und es wird auch schwierig. Wir wissen heute, dass alle Maßnahmen, die wir aktuell diskutieren nicht ausreichen, um tatsächlich „klimaneutral“ zu werden. Vieles liegt nicht in unserer Hand. Wie kann es trotzdem vernünftig gelingen, die Lücke zur „Klimaneutralität“ zu schließen und unsere Stadt „Fit für die Klimaziele“ zu machen?

Die Teilnehmer setzen sich aus einem Kernteam, Experten und aus Herausforderern zusammen.

  • Kernteam: 18 motivierte Badener „Querdenker und inspirierende Ermöglicher“ waren über vier Tage in Kleingruppen in einem Entwicklungsprozess involviert.
  • Experten: Sechs Fachexperten inspirierten, überprüften und entwickelten punktuell mit dem Kernteam Herausforderungen und Hypothesen weiter.
  • Herausforderer: Neun Vertreter aus Politik, Verwaltung und Unternehmern überprüften punktuell die Vorschläge auf „Realisierbarkeit“ und entwickelten sie weiter.

Ziel(e)

Die Aufgabenstellung lautete: Wie machen wir Baden FIT für die Klimaziele? Wo brauchen Bürger:innen die Politik? Wo braucht die Politik Bürger:innen?
Das Ziel lautete: Formulierung von Kernbotschaften und Empfehlungen, die der Politik und Bürger:innen Mut machen

Prozessdesign und Ablauf

Der Prozess basierte auf der Logik des Design Sprints: kompaktes viertägiges Framework, um Probleme zu lösen, Ideen zu validieren und rasch zu „verproben“. Im Vordergrund stand die Kollaboration und Entwicklung von mutigen Lösungs-Szenarien durch interdisziplinäre Teams gemeinsam mit Politik, Experten und Stakeholdern. Nicht das Optimieren, sondern das „Neudenken“ bekannter Herausforderungen stand daher im Mittelpunkt. Die Vorgangsweise verfolgte nicht das Ziel von Partizipation, sondern fokussierte auf das Explorieren und das Vorantreiben von Innovationen.

Ergebnisse des Beteiligungsprozesses

Die Teilnehmer:innen haben in Kleingruppen zu den vier Themenbereichen Wirtschaft, Lebensstil, Mobilität und Gebäude gearbeitet. Im Steckbrief zum Praxisbeispiel (pdf download) sind alle Kernbotschaften und Empfehlungen nachzulesen.

Hier einige exemplarische Auszüge:

  • Kernbotschaft Wirtschaft: Bis 2040 muss das Wirtschaftssystem auch auf lokaler Ebene klimaneutral sein.
  • Kernbotschaft Wirtschaft: Klimaneutralität ist nur mit allen Akteuren gemeinsam zu erreichen; das Commitment aller Akteure ist erforderlich.
  • Empfehlung Wirtschaft: Akteure auf Unternehmer- und Konsumentenseite müssen auf dem Weg zur Klimaneutralität begleitet und begeistert werden.
  • Empfehlung Wirtschaft: Testen klimaneutraler Konzepte mit Partnern aus dem Handel und der Wirtschaft (Beispiel: klimaneutraler Supermarkt)
  • Kernbotschaft Lebenstil: Nur ein radikaler Paradigmenwechsel macht Beteiligte zu Betroffenen.
  • Empfehlung Lebensstil: Erlebnisorientierte Wissensvermittlung: Initiativen setzen, um der Bevölkerung das Thema „Klimaneutralität“ erlebbarer zu machen
  • Kernbotschaft Mobilität: Den ÖV massiv attraktiver machen
  • Kernbotschaft Moblität: Aus Baden eine „Begegnungszone“ machen
  • Empfehlung Moblität: Re-Design von Events der Stadt wie z.B. der Fotoausstellung oder der Autoschau in Richtung CO2-Neutralität
  • Empfehlung Moblität: Partizipatives Budget & Transparenz: Zweckbindung von Einnahmen für „Klimaneutrale-Maßnahmen“

  • Empfehlung Gebäude: Die 100%ige Nutzung des Potentials der Sonne auf allen geeigneten Dachflächen ist eigentlich Pflicht und wäre rasch umsetzbar. Auch die Nutzung von Stromerzeugungspotentialen im Freiland macht Sinn, wenn dadurch keine anderen wichtigen Ressourcen gefährdet werden.
  • Empfehlung Gebäude: Verpflichtende Fernwärmeanschlüsse im Neubau, wenn eine FW-Leitung vorhanden ist
  • Empfehlung Gebäude: Nachverdichtung im Einfamilienhäuser-Bereich könnte ein Teil der Wärme-Lösung sein.
  • Empfehlung Gebäude: Einfacherer Wissenstransfer für Bürger:innen. Information muss leichter verfügbar sein als derzeit.

Erfahrungen zum Weitergeben / Lessons learned

Der Erfolg des Badener Klimarats liegt daran, dass ein professionell begleiteter Prozess vorbereitet und umgesetzt wurde. Die externe Prozessbegleitung und Moderation wurde von einem dreiköpfigen Team des Klima- und Energiereferats (Stadtgemeinde Baden) koordiniert und organisiert. In den Prozess waren politische Vertreter:innen der Gemeinde nur sehr begrenzt eingebunden. Nach dem Prozess wurde der gesamte Gemeinderat über den Ablauf und die Ergebnisse des Prozesses informiert. Die Ergebnisse und Empfehlungen des Badener Klimarats wurden in einem Bericht veröffentlicht.

Der Badener Gemeinderat hat am 21. Juni 2022 auf Basis der Ergebnisse und Empfehlungen des Badener Klimarats einen Beschluss zu einem Klimafahrplan und zu weiterer Bürgerbeteiligung mit dem Ziel einer Klimaneutralität bis 2040 beschlossen.

Auftraggeber:in

Stadtgemeinde Baden, Klima- und Energiereferat

Prozessbegleitung und -beratung

Klaus Weissmann (innovation & business creation gmbh) & Alexander Simader (spectra today)

Kosten und Finanzierung

Gesamt: 29.000,-
75% Förderung über Klimamodellregion Baden, 25% Gemeindebudget



Ansprechpartner:in

Initiator + Leiter Abteilung Klima und Energie

Gerfried Koch

Stadtgemeinde Baden
Hauptplatz 1
2500 Baden
+43 2252 86800 235