Allgemein
Planning for Real (nach dem Motto: „Nehmen wir unseren Ort in die eigenen Hände“) ist ein gemeinwesenorientiertes und mobilisierendes Planungsverfahren. Es wird versucht, Kommunikationsschwierigkeiten unter unterschiedlichen Betroffenen zu verringern, vorhandene Potenziale, Ressourcen und Defizite zu entdecken und eine Atmosphäre gemeinsamen Handelns zwischen Nachbar:innen, Expert:innen und lokalen Interessengruppen zu schaffen. Die Methode bedient sich dazu beispielsweise des gemeinsamen Bauens eines 3-dimensionalen Modells, anonymer Beiträge über Fragebögen und non-verbaler Kommunikation.
Die Initiative für den Prozess geht von lokalen Akteur:innen aus, wobei sich eine externe, fachliche Begleitung in der Praxis bewährt hat.
Ablauf
Der Prozess gliedert sich in mehrere Schritte mit unterschiedlichen Kommunikations- und Beteiligungsmöglichkeiten:
Initiative
Eine Gruppe von mindestens drei Personen wird aktiv, äußert öffentlich den Wunsch zur Veränderung eines Ortes und lädt zur Beteiligung ein.
Modell
Gemeinsam wird als Arbeitsmittel ein 3-dimensionales Modell des zu gestaltenden Ortes/Objektes gebaut.
Präsentation
Das Modell wird öffentlich präsentiert. Kommentare, ergänzende Informationen usw. werden gesammelt.
Wer kann was?
Menschen werden über Nachbarschaftshilfebögen aufgefordert zu überlegen, welche Kenntnisse, Fähigkeiten und Interessen sie zum Projekt beitragen können sowie eigene Bedürfnisse zur Umgestaltung zu formulieren.
Ereignis-Veranstaltung
Farbige Vorschlagskarten, die für bestimmte Themen (Sport, Gewerbe, Grünanlage …) stehen, werden von den Beteiligten am Modell platziert, wo aus ihrer Sicht Veränderung notwendig ist. Die Methode ermöglicht es allen Teilnhemer:innen ihre Vorschläge anonymisiert einzubringen und verhindert personenbezogene Konflikte. Es entsteht ein Gesamtbild, das in Gesprächen vertieft und ausgetauscht wird. Externe Expert:innen werden zu bestimmten Themen einbezogen.
Aufbau von Arbeitsgruppen
Aus den Ergebnissen der Ereignis-Veranstaltung werden Handlungsansätze abgeleitet und dazu Arbeitsgruppen gebildet. Die Beteiligten ordnen sich nach räumlichen oder thematischen Interessen den einzelnen Gruppen zu.
Prioritäten- und Zeitplanung
Die Handlungsansätze werden gemeinsam nach Prioritäten gereiht und in einen Zeitplan eingeordnet. Überschaubare Handlungen können so herausgearbeitet werden.
Umsetzung in einen Aktionsplan
Die Handlungsansätze werden in einen Aktionsplan übertragen, der eine Auflistung der Aktionsschritte enthält: Wo muss was getan werden? Wann und wie kann es umgesetzt werden? Wer trägt etwas dazu bei?
Organisatorisches
Benötigt werden:
- Materialien für den Bau des Modells (z.B. Styropor, Pappe, Papier, Stifte, Kleber, ggf. auch Holz etc.)
- Materialien für Öffentlichkeitsarbeit
- Räumlichkeiten für Arbeitstreffen und für die Durchführung der Ereignis-Veranstaltung
Zu beachten
- Der Übergang von der Mobilisierung zur aktiven Umsetzung muss mit ergänzenden Instrumentarien unterstützt werden.
- Die Methode unterstützt Eigeninitiative der lokalen Akteur:innen; eine fachliche Begleitung von einem Team ist zu empfehlen. Kompetenzen in Gruppenarbeit, Moderation und Konfliktlösungsstrategien sind meist gefragt.
Nicht geeignet für
Diese Methode ist nicht geeignet für kurzfristige Aktivierung und Beteiligung sowie für kurzfristige sozialräumliche statistische Analysen.
Weiterführende Informationen
Literatur
Autor*innen: Bonas, I. & Schwarz, C. , Hg. von Stiftung Mitarbeit und ÖGUT, Bonn
Erscheinungsdatum: 2018
ISBN: 978-3-941143-36-4