Allgemein
Bei einer Konsensuskonferenz, auch bekannt als Bürgerkonferenz oder Citizen Advisory Group, erarbeiten ausgewählte heterogen zusammengesetzte Bürger:innengruppen in intensivem Dialog mit Expert:innen eine Antwort auf eine politisch oder gesellschaftlich kontrovers diskutierte Frage. Diese Methode wurde maßgeblich von der dänischen Behörde für Technikfolgenabschätzung entwickelt und seit den 1980ern erfolgreich angewendet.
Ablauf
Über Zeitungsanzeigen u.ä. werden interessierte Bürger:innen (Laien) eingeladen, sich um die Teilnahme zu bewerben. Aus allen Bewerber:innen werden rund 10 bis 30 ausgewählt, die den Wertepluralismus in der Gesellschaft so gut es geht abbilden. D.h. unterschiedliche Berufs-, Bildungs- und Altersgruppen sollten vertreten sein.
Einige Wochen bzw. Monate vor der eigentlichen Konsensuskonferenz kommen die Teilnehmer:innen zu zwei Vorbereitungswochenenden zusammen. Dort erhalten sie Grundinformationen zum Thema, können Fragen formulieren und Expert:innen auswählen, die ihnen während der Konsensuskonferenz zur Verfügung stehen sollen.
Die Konsensus-Konferenz selbst findet an drei aufeinanderfolgenden Tagen statt und ist von Prozessbegleiter:innen zeitlich klar strukturiert und moderiert. Dabei wird das Thema durch Sachverständige umfassend dargestellt, die Teilnehmer:innen haben die Möglichkeit, die Expert:innen zu befragen und das Thema zu diskutieren. Schließlich erstellen die Bürger:nnen einen schriftlichen Bericht mit ihren im Konsens erzielten Stellungnahmen, Empfehlungen und deren Begründung. Der Bericht wird der öffentlichkeit und Entscheidungsträger:innen präsentiert.
Zu beachten
- Es sollte ein entscheidungsrelevantes und politiknahes Thema gewählt werden.
- Eine klare Zielvorstellung sollte am Anfang des Verfahrens klar definiert und kommuniziert werden.
- Das Projektteam und die Moderation sollten in jedem Fall unabhängig und neutral sein , das stärkt die Glaubwürdigkeit des Verfahrens.
Abwandlungen
- Mittlerweile greift diese Methode auch auf zufällig ausgewählte und persönlich angeschriebene Teilnehmer:innen zurück statt auf interessierte Bewerber:innen.
- Durch den „Konsensdruck„ besteht die Gefahr, dass sich die Teilnehmer:innen nur auf den „kleinsten gemeinsamen Nenner„ einigen können. Daher wird die Methode heute zunehmend ohne Konsens-Zwang angewandt. Aufgabe der Moderation ist es dann, die Artikulation und damit Sichtbarmachung von Widersprüchen und Dissenzen zwischen den Teilnehmer:innen zu unterstützen.
- Die Methode hat Ähnlichkeit und inhaltliche Überschneidungen mit der Methode Planungszelle.
Weiterführende Informationen
Literatur
Autor*innen: Bogner, A. & Torgensen, H., Hg. von Stiftung Mitarbeit und ÖGUT, Bonn
Erscheinungsdatum: 2018
ISBN: 978-3-941143-36-4