Anwendungsfeld

Klimawandelanpassung

Waldschaden durch Windbruch, (c) Barbara Ruhsmann
Waldschaden durch Windbruch, (c) Barbara Ruhsmann

Die Auswirkungen des Klimawandels sind vielfältig und davon betroffen sind mittlerweile alle Menschen weltweit. In Europa zuvorderst sicht- und spürbar sind gesundheitliche Belastungen durch immer längere Hitzeperioden, Ernteausfälle und zerstörte Waldgebiete durch Dürre, Unwetter und Schädlingsbefall sowie Schäden an Gebäuden und Straßen durch Starkregen und Überflutungen.

Während die erste EU-Anpassungsstrategie 2013 stark auf die Schaffung von Wissen fokussierte, steht die aktuelle Anpassungsstrategie aus dem Jahr 2021 ganz im Zeichen von Handlungsmaßnahmen, mit denen folgende Ziele erreicht werden sollen:

  1. Intelligentere Anpassung: Allen Bürger:innen sollen mehr und bessere Daten zu den Klimawandel-Risiken in ihrer Region zur Verfügung stehen, damit sie private und berufliche Entscheidungen auf Basis solider Daten treffen können. Dabei unterstützt die Plattform Climate-ADAPT. Es sind aber auch alle Mitgliedsstaaten aufgerufen, die Bevölkerung hier entsprechend mit „Anpassungswissen“ zu versorgen.
  2. Schnellere Anpassung: Alle Mitgliedsstaaten sind aufgefordert, rascher als bisher physische Anpassungsmaßnahmen zu setzen, die den jeweils unterschiedlichen Klimarisiken in Regionen und Städten entsprechen. Das reicht von Begrünungsmaßnahmen zur Abkühlung urbaner Hitzeinseln über Rückhaltebecken für Regenwasser in Dürregebieten bis hin zur Pflanzung von Hecken, um Bodenerosion durch Wind hintan zu halten.
  3. Systemischere Anpassung: Hier bekennt sich die Europäische Kommission unter anderem zur Förderung von lokaler, individueller und gerechter Resilienz und zur Integration von Klimaresilienz in nationale Haushaltsrahmen.
  4. Intensivierung internationaler Maßnahmen zur Stärkung der Klimaresilienz: Dazu gehören verstärkte Unterstützung für internationale Anpassungsmaßnahmen, eine Aufstockung internationaler Finanzmittel sowie eine Verstärkung des weltweiten Engagements und Austausches im Bereich der Anpassung an den Klimawandel.

Österreich hat bereits 2012 eine Strategie zur Anpassung an den Klimawandel verabschiedet. Sie ist Teil des „2-Säulen-Prinzips“ der österreichischen Klimapolitik, die gleichrangig Klimaschutz und Anpassung verfolgt. Die Strategie verknüpft Analysen des Status quo mit einem Aktionsplan aus über 130 Maßnahmen. Sie wurde seit 2012 auf Basis neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse mehrmals aktualisiert und wird von Bund und Ländern gemeinsam umgesetzt. Wichtige Aktivitäten, welche aus der Umsetzung der Österreichischen Strategie zur Anpassung an den Klimawandel resultierten, sind beispielsweise:

Im Aktionsplan der Österreichischen Strategie zur Anpassung an den Klimawandel werden insgesamt 14 Aktivitätsfelder adressiert, deren Herausforderungen beschrieben und Handlungsempfehlungen formuliert. So wird zum Beispiel im Aktivitätsfeld Landwirtschaft u.a. empfohlen, das landwirtschaftliche Bewirtschaftungsmanagement anzupassen, die Standorteignung von Kulturpflanzen zu überprüfen und das Spektrum gegebenenfalls zu erweitern oder auch neue klimafitte Kulturpflanzen zu züchten. Es wird die Etablierung wassersparender Bewässerungssysteme vorgeschlagen und auf den Erhalt der Ressource Boden gedrungen.

Eine große Chance für Österreich und alle weiteren Mitgliedsstaaten liegt aktuell in der EU-Mission „Anpassung an den Klimawandel“, in der mehr als 150 europäische Regionen und Kommunen dabei unterstützt werden, Widerstandskraft gegenüber dem Klimawandel zu entwickeln. In einer eigenen österreichischen „Mission Action Group“ wird an der Umsetzung von Maßnahmen gearbeitet.

Bedeutung von Partizipation im Feld Klimawandelanpassung

Die Bedeutung von Partizipation im Anwendungsfeld Klimawandelanpassung kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. Es geht darum,

  • bestmöglich über die Risiken des Klimawandels und notwendige Anpassungsmaßnahmen zu informieren;
  • die Expertise von Menschen vor Ort einzuholen;
  • gemeinsam Anpassungsmaßnahmen zu planen und umzusetzen;
  • die Akzeptanz für Maßnahmen zu erhöhen.

In Österreich gehen hier vor allem die KLAR!-Regionen immer wieder beispielhaft voran. So wurden zum Beispiel in der KLAR! Retzer Land gemeinsam mit Bürger:innen und Stakeholdern zahlreiche Maßnahmen zur Verbesserung des Windschutzes und des Wasserhaushalts erarbeitet. In der Zukunftsregion Ennstal wurde im Projekt „Unser Dörfl lassen wir nicht überfluten“ gemeinschaftlich am Hochwasserschutz gearbeitet. Und im Stiefingtal wurde gemeinsam mit Kindern und Jugendlichen die Neophytenbekämpfung angegangen.

Im städtischen Raum sind es vor allem partizipative Projekte im Handlungsfeld urbaner Frei- und Grünräume, die Klimawandelanpassung im Fokus haben wie zum Beispiel die Entsiegelung und Begrünung des Nibelungenplatzes in Tulln oder die zahlreichen Projekte des Wiener Klimateam, die eine Hitzeminderung adressieren.

Praxisbeispiele

Zukunftswerkstatt im Retzer Land, Projekt A-Levers, (c) Barbara Ruhsmann

A-LEVERS – Zukunftswerkstätten

Im Rahmen des Forschungsprojekts „A-LEVERS: Major Levers in Climate Change Adaption in Austria“ fanden in drei prototypischen Regionen (urban, suburban, rural) Zukunftswerkstätten mit ausgewählten Stakeholdern statt, um gemeinsam Klimawandel-Anpassungspfade zu […]
Umbau Nibelungenplatz, Tulln im Juli 2023, (c) Stadtgemeinde Tulln

Neugestaltung des Nibelungenplatzes: „Gemeinsam Platz machen“

Vor der umfassenden Umgestaltung des bis dahin nur als Parkplatz genutzten Nibelungenplatzes im Stadtzentrum Tullns erfolgte ein umfassender Bürgerbeteiligungsprozess darüber, wie und in welchem Ausmaß die Umgestaltung erfolgen soll. Der […]
Fluss fließt über Steine

Flussdialoge (Raab, Krems, Salzach)

Der Flussdialog ist ein Instrument zur vorbereitenden und begleitenden Information und Bewusstseinsbildung. Er soll die Meinung der Bevölkerung für laufende und zukünftige flussbauliche Planungen rund um die Flüsse Raab, Krems, […]
Wiener Klimateams - Teilnehmer:innen

Wiener Klimateam

Das Wiener Klimateam ist ein inklusives Beteiligungsvorhaben der Stadt Wien, welches Projekte des Klimaschutzes und der Klimawandelanpassung für ein lebenswertes klimaneutrales Wien sektoren- und themenübergreifend auf den Weg bringen soll. […]
Kuppelgespräch (c) European Public Sphere

Gesunde Straßen und Plätze

Das Projekt „Gesunde Straßen und Plätze“ hat Styria vitalis in Kooperation mit zwei Raum-, Landschafts- und Verkehrsplaner:innen (ARGE Rettensteiner & Körndl) in St. Barbara im Mürztal umgesetzt. Im Rahmen der […]
Projektschmiede - was Teilnehmer:innen einbringen, Graphic Recording Edith Steiner-Janesch/Brightpicture, Foto: Barbara Ruhsmann

Österreichisches Transformationsforum: Projektschmiede

Im März 2024 fand an der Universität für Weiterbildung Krems die Konferenz „Österreichisches Transformationsforum. Zivilgesellschaftliche Kooperation für den sozial-ökologischen Wandel“ statt. Delegierte von über 70 zivilgesellschaftlichen Organisationen und sozialen Bewegungen […]
Ein Saal mit circa 50 Bürgerinnen und Bürgern aus Sistrans. Diese blicken nach vorne auf eine Leinwand mit der Aufschrift "Unser Dorf, Unsere Zukunft"

Zukunftsleitbild Sistrans 2034

In zahlreichen Foren, Workshops und Gesprächsrunden haben sich die Sistranser:innen intensiv mit der Zukunft ihres Dorfes befasst und Ideen eingebracht, wie sie ihr Dorf in den kommenden Jahren gemeinsam weiterentwickeln […]
Workshop mit vielen Teilnehmer:innen und Flipcharts

Gmunden: Entwicklung der Klimastrategie 2030

Klimaschutz und Klimawandelanpassung gelingen, wenn die Bevölkerung die notwendigen Maßnahmen mitträgt und sie im besten Fall selbst vorgeschlagen hat. Um eine verbindliche Klimastrategie tatsächlich umsetzen zu können, braucht es bereits […]
Menschen spazieren auf der Straße

Klimafitte Lerchenfelder Straße – Planen im Dialog

Die Lerchenfelder Straße verbindet die Zweierlinie mit dem Gürtel und den 7. mit dem 8. Bezirk. Viele Geschäfte, Lokale, Traditions- und Handwerksbetriebe säumen die Straße und sorgen für einen lebendigen […]