
Die Auswirkungen des Klimawandels sind vielfältig und davon betroffen sind mittlerweile alle Menschen weltweit. In Europa zuvorderst sicht- und spürbar sind gesundheitliche Belastungen durch immer längere Hitzeperioden, Ernteausfälle und zerstörte Waldgebiete durch Dürre, Unwetter und Schädlingsbefall sowie Schäden an Gebäuden und Straßen durch Starkregen und Überflutungen.
Während die erste EU-Anpassungsstrategie 2013 stark auf die Schaffung von Wissen fokussierte, steht die aktuelle Anpassungsstrategie aus dem Jahr 2021 ganz im Zeichen von Handlungsmaßnahmen, mit denen folgende Ziele erreicht werden sollen:
- Intelligentere Anpassung: Allen Bürger:innen sollen mehr und bessere Daten zu den Klimawandel-Risiken in ihrer Region zur Verfügung stehen, damit sie private und berufliche Entscheidungen auf Basis solider Daten treffen können. Dabei unterstützt die Plattform Climate-ADAPT. Es sind aber auch alle Mitgliedsstaaten aufgerufen, die Bevölkerung hier entsprechend mit „Anpassungswissen“ zu versorgen.
- Schnellere Anpassung: Alle Mitgliedsstaaten sind aufgefordert, rascher als bisher physische Anpassungsmaßnahmen zu setzen, die den jeweils unterschiedlichen Klimarisiken in Regionen und Städten entsprechen. Das reicht von Begrünungsmaßnahmen zur Abkühlung urbaner Hitzeinseln über Rückhaltebecken für Regenwasser in Dürregebieten bis hin zur Pflanzung von Hecken, um Bodenerosion durch Wind hintan zu halten.
- Systemischere Anpassung: Hier bekennt sich die Europäische Kommission unter anderem zur Förderung von lokaler, individueller und gerechter Resilienz und zur Integration von Klimaresilienz in nationale Haushaltsrahmen.
- Intensivierung internationaler Maßnahmen zur Stärkung der Klimaresilienz: Dazu gehören verstärkte Unterstützung für internationale Anpassungsmaßnahmen, eine Aufstockung internationaler Finanzmittel sowie eine Verstärkung des weltweiten Engagements und Austausches im Bereich der Anpassung an den Klimawandel.
Österreich hat bereits 2012 eine Strategie zur Anpassung an den Klimawandel verabschiedet. Sie ist Teil des „2-Säulen-Prinzips“ der österreichischen Klimapolitik, die gleichrangig Klimaschutz und Anpassung verfolgt. Die Strategie verknüpft Analysen des Status quo mit einem Aktionsplan aus über 130 Maßnahmen. Sie wurde seit 2012 auf Basis neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse mehrmals aktualisiert und wird von Bund und Ländern gemeinsam umgesetzt. Wichtige Aktivitäten, welche aus der Umsetzung der Österreichischen Strategie zur Anpassung an den Klimawandel resultierten, sind beispielsweise:
- Vorsorgecheck Naturgefahren im Klimawandel: Angebot für Gemeinden zur Erhöhung des Risikobewusstseins und der Vorsorgekapazität
- Start des KLAR!-Programms 2016: Ziel des Förderprogramms für Klimawandel-Anpassungsmodellregionen (KLAR!) ist es, Gemeinden und Regionen in der Anpassung an den Klimawandel zu unterstützen.
- Etablierung des Österreichischen Netzwerks innovativer Klimawandelanpassung (KWAN): Ziel ist, Erfahrungsaustausch zwischen regionalen Akteur:innen zu fördern.
- Jährlich erscheinende Klimastatusberichte: Im Auftrag des Klima- und Energiefonds sowie aller Bundesländer wird alljährlich vom Climate Change Centre Austria (CCCA) in Zusammenarbeit mit der GeoSphere Austria und der Universität für Bodenkultur ein Klimastatusbericht erstellt, der sich jeweils einem Schwerpunktthema widmet (z. B. Gletscherschmelze, Hitze und Trockenheit, Unwetter etc.).
- Österreichischer Staatspreis für Klimwandelanpassung „CliA“: Mit dem Preis werden jedes Jahr Akteur:innen gewürdigt, die erfolgreiche Anpassungsprojekte umgesetzt haben.
Im Aktionsplan der Österreichischen Strategie zur Anpassung an den Klimawandel werden insgesamt 14 Aktivitätsfelder adressiert, deren Herausforderungen beschrieben und Handlungsempfehlungen formuliert. So wird zum Beispiel im Aktivitätsfeld Landwirtschaft u.a. empfohlen, das landwirtschaftliche Bewirtschaftungsmanagement anzupassen, die Standorteignung von Kulturpflanzen zu überprüfen und das Spektrum gegebenenfalls zu erweitern oder auch neue klimafitte Kulturpflanzen zu züchten. Es wird die Etablierung wassersparender Bewässerungssysteme vorgeschlagen und auf den Erhalt der Ressource Boden gedrungen.
Eine große Chance für Österreich und alle weiteren Mitgliedsstaaten liegt aktuell in der EU-Mission „Anpassung an den Klimawandel“, in der mehr als 150 europäische Regionen und Kommunen dabei unterstützt werden, Widerstandskraft gegenüber dem Klimawandel zu entwickeln. In einer eigenen österreichischen „Mission Action Group“ wird an der Umsetzung von Maßnahmen gearbeitet.
Bedeutung von Partizipation im Feld Klimawandelanpassung
Die Bedeutung von Partizipation im Anwendungsfeld Klimawandelanpassung kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. Es geht darum,
- bestmöglich über die Risiken des Klimawandels und notwendige Anpassungsmaßnahmen zu informieren;
- die Expertise von Menschen vor Ort einzuholen;
- gemeinsam Anpassungsmaßnahmen zu planen und umzusetzen;
- die Akzeptanz für Maßnahmen zu erhöhen.
In Österreich gehen hier vor allem die KLAR!-Regionen immer wieder beispielhaft voran. So wurden zum Beispiel in der KLAR! Retzer Land gemeinsam mit Bürger:innen und Stakeholdern zahlreiche Maßnahmen zur Verbesserung des Windschutzes und des Wasserhaushalts erarbeitet. In der Zukunftsregion Ennstal wurde im Projekt „Unser Dörfl lassen wir nicht überfluten“ gemeinschaftlich am Hochwasserschutz gearbeitet. Und im Stiefingtal wurde gemeinsam mit Kindern und Jugendlichen die Neophytenbekämpfung angegangen.
Im städtischen Raum sind es vor allem partizipative Projekte im Handlungsfeld urbaner Frei- und Grünräume, die Klimawandelanpassung im Fokus haben wie zum Beispiel die Entsiegelung und Begrünung des Nibelungenplatzes in Tulln oder die zahlreichen Projekte des Wiener Klimateam, die eine Hitzeminderung adressieren.
Weitere Downloads
Links
- BMLUK: Anpassung an den Klimawandel
- European Commission: Adaption to Climate Change
- Klimawandel-Anpassung in Österreich – Informationsplattform
- Klimawandelanpassungs-Netzwerk
- KLAR! Vorbereitet auf die Klimakrise
- CCCA: Klimastatusbericht Österreich
- Leitfaden zur Klimwandelanpassung mit Beteiligung
- Österreichischer Staatspreis für Klimawandelanpassung
- EU-Mission Klimawandelanpassung
- Zweiter Österreichischer Sachstandsbericht zum Klimawandel 2025